Anatolische Ständelwurz
Epipactis turcica
C. A. J. KREUTZ 1997


*Epipactis turcica* C.A.J. KREUTZ, Eurorchis 9, 1997 48-69

Typus: Türkei Ankara, 3 km SW Kizilcahamam, Soguksu Milli Park, Eichengebüsch mit einzelnen Kiefern 1300 m

Abb. 1
Türkei, Mengen, 26.06.1993
Habitus
Foto: EG
Syn.: Epipactis tremolsii C. PAU subsp. turcica (KREUTZ) KREUTZ (2005)
Etymologie:
Nach dem Verbreitungsgebiet dieser Art in der Nord- und Süd-Türkei.

Wuchs und Größe :

hochwüchsig, schlank 25-60 cm; selten größere Populationen, meist Einzelexemplare

Stängel:

hellgrün

Blätter:

durchschnittlich 7 Laubblätter; hell bis dunkelgrün, am Grunde stängelumfassend, die unteren Laubblätter  rundlich bis ei-förmig; die mittleren breit ei-förmig bis lanzettlich, zugespitzt; tütenförmig schräg aufwärts, leicht gefaltet, an den Rändern ziemlich stark gewellt.

Blütenstand:

locker, aber dichter als dortige E. helleborine, langgestreckt, oft einseitswendig, reichblütig bis 40 Blüten, im Bereich des Blütenstandes ziemlich dicht weißlich behaart

Fruchtknoten und Stiel:

recht häufig deutlich behaart, Stielchen rotviolett

Tragblätter:

untere bis 4,5 cm Länge, mehr als doppelt so lang wie die Blüten, die oberen etwa so lang oder kürzer als diese.

Blüten:

mittelgroß, selten weit geöffnet, leicht nach unten geneigt bis nickend

Bestäubung allogam

Sepalen:

breit bis ei-rund-lanzettlich, zugespitzt, olivgrün;
6,5-10 x 3,5-7 mm

Petalen:

kürzer, ei-förmig–lanzettlich, hellgrün, an den Rändern  meist rötlich überlaufen

Hypochil:

schüsselförmig innen rotbraun, nektarhaltig, glänzend

Durchgang zwischen Hypo- und Epichil:

mäßig breit

Epichil/Kalli:

breit herzförmig, mit gegliedertem Kallus, Seitenkalli stark entwickelt, runzlig, gelblich bis kräftig rot, Mittelkallus nicht stark ausgeprägt; Epichil am Rande weißlich bis rot, Spitze nur ganz leicht zurückgeschlagen

Gynostemium:

Viscidium gut entwickelt und funktionsfähig

Blütezeit:

A 5 in Syrien, M 5 im Süden der Türkei bis M 7 an der Schwarzmeerküste

Abb. 2
Türkei, Basyala, 01.06.2008
Infloreszens
Foto: EG
Variabilität:
variiert in der Epichilfarbe, von weiß bis kräftig rot.
Verwechslungsmöglichkeiten:

E. densifolia, die öfter zusammen mit E. turcica vorkommt, hat dunklere rundere Blätter, die fast waagecht vom Stängel abstehen. Epipactis turcica gehört in die nähere Verwandschaft von Epipactis tremolsii. Bei diesen Taxa ist der blättertragende Anteil des Stängels kleiner als der blütentragende. Dadurch ist sie mit E. turcica nicht zu verwechseln. Die Blüten unterscheiden sich kaum.

E. condensata hat kleinere grau gelblichgrüne, manchmal violett überlaufene Blätter, einen dickeren Stängel und einen dichteren Blütenstand mit kleineren Blüten.

E. helleborine weist größere Internodien auf, besitzt ± ungewellte Blätter, hat weniger häufig eine einseitwendigen Blütenstand, nicht so bunte rosaviolette Blüten, das Epichil ist stärker zurückgeschlagen, die Kalli auf dem Epichil sind weniger stark ausgeprägt. Sie bevorzugt schattigere Standorte; Blütezeit 2 – 3 Wochen nach E. turcica.

Verbreitung

Gebiet:

Nord- und Südtürkei, Griechenland (Thrakien), Chios, Lesbos (BLAICH);
Die Samos-Angaben sollten überprüft werden, weil sie älter oder unsicher sind.
Weiterhin wurden in Syrien und dem Libanon knospende Pflanzen gefunden, die nach KREUTZ zu E. turcica (= E. tremolsii subsp. turcica ) zu rechnen sind ( KREUTZ (2006) Jour. Eur. Orch. 38 (1). 112.).

Höhe:

300 – 1500m, meist in mittleren Gebirgslagen


Abb. 3
Griechenland, Chios, Olimbi, 17.05.2009
Foto: HP

Stand 2017
Verbreitungsgebiet
Kartenquelle: www.mygeo.info
Standort

Boden:

kalkreich bis basisch

Exposition:

---

Biotoptyp:

Trockenrasen, Eichen-Gebüsch, lichte Kiefernwälder, Ödland, Schutthänge, Haselnusskulturen; sonnig bis Halbschatten

Besonderheiten
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Problematik
E. turcica hat viel Ähnlichkeit mit E. tremolsii, z.B. die Größe und die Lücke zwischen Blättern und Blütenstand, aber etwas kleinere, weniger weit geöffnete häufig buntere Blüten. Allerdings sollte der Blütenstand lt. Delforge bei der E. tremolsii-Gruppe mehr als die Hälfte der Gesamtpflanzen-höhe einnehmen; obwohl das bei E. turcica nicht der Fall ist, stellt Delforge sie zur E. tremolsii-Gruppe.
An den meisten gemeinsamen Vorkommen von E. turcica und E. densifolia wurden nur sehr wenige Exemplare gefunden, die vermutlich Hybriden waren. Populationen mit gleitenden Übergängen von Merkmalen fanden wir keine, was dafür spricht, dass beides gute Arten sind.


Abb. 4
Türkei, Basyala, 01.06.2008
Habitus
Foto: EG

Abb. 5
Griechenland, Thrakien, Melia, 06.06.2006
Foto: SH

Abb. 6
Türkei, Köprübasi, 27.06.1993
Habitus
Foto: EG

Abb. 7
Türkei, Mengen, 26.06.1993
Habitus
Foto: EG

Abb. 8
Türkei, Mengen, 26.06.1993
Foto: HZ

Abb. 9
Griechenland, Chios, Olimbi, 17.05.2009
Foto: HP

Abb. 10
Griechenland, Thrakien, Melia, 06.06.2006
Foto: SH

Abb. 11
Griechenland, Chios, Olimbi, 17.05.2009
Foto: HP

Abb. 12
Griechenland, Thrakien, Melia, 06.06.2006
Foto: SH

Abb. 13
Türkei, Basyala, 01.06.2008
Blüten
Foto: EG

Abb. 14
Türkei, Basyala, 01.06.2008
Einzelblüte
Foto: EG

Abb. 15
Türkei, Basyala, 01.06.2008
zwei Blüten sehr rot
Foto: EG

Abb. 16
Türkei, Mengen, 26.06.1993
Foto: HZ

Abb. 17
Türkei, Mengen, 26.06.1993
Foto: HZ

Abb. 18
Türkei, Mengen, 26.06.1993
Foto: HZ

Abb. 19
Griechenland, Chios, Olimbi, 17.05.2009
Foto: HP

Abb. 20
Griechenland, Chios, Olimbi, 17.05.2009
Foto: HP

Abb. 21
Griechenland, Chios, Olimbi, 17.05.2009
Foto: HP

Abb. 22
Türkei, Mengen, 26.06.1993
Einzelblüte
Foto: HZ

Pflanzen aus Thrakien, deren Zuordnung zu Epipactis turcica bis jetzt noch unsicher ist.
Abb.
Griechenland, Thrakien, Dadia Forest, 14.06.2014
Foto: HP


Abb.
Griechenland, Thrakien, Dadia Forest, 14.06.2014
Foto: HP

Abb.
Griechenland, Thrakien, Dadia Forest, 14.06.2014
Foto: HP

Abb.
Griechenland, Thrakien, Dadia Forest, 14.06.2014
Foto: HP

Abb.
Griechenland, Thrakien, Dadia Forest, 14.06.2014
Foto: HP

Abb.
Griechenland, Thrakien, Dadia Forest, 14.06.2014
Foto: HP

Abb.
Griechenland, Thrakien, Dadia Forest, 14.06.2014
Foto: HP

Abb.
Griechenland, Thrakien, Dadia Forest, 14.06.2014
Foto: HP

Abb.
Griechenland, Thrakien, Dadia Forest, 14.06.2014
Foto: HP

Abb.
Griechenland, Thrakien, Dadia Forest, 14.06.2014
Foto: HP

Abb.
Griechenland, Thrakien, Dadia Forest, 14.06.2014
Foto: HP

Abb.
Griechenland, Thrakien, Dadia Forest, 14.06.2014
Foto: HP

Abb.
Griechenland, Thrakien, Dadia Forest, 14.06.2014
Foto: HP

Abb.
Griechenland, Thrakien, Dadia Forest, 14.06.2014
Foto: HP

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