Spanische Ständelwurz
Epipactis campeadorii
P. DELFORGE 1995


*Epipactis campeadorii * P. DELFORGE , Les Natural. belges 76: 89-97 (1995)

Abb. 1
Spanien, Burgos, Manzanedo, 28.06.2001
loc. typ. von Ep. campeadorii
Foto: WW
Typus: Spanien, Burgos, Manzanedo

Syn.:
Epipactis hispanica BENITO AYUSO & HERMOSILLA,
Est. Mus. Cienc. de Alava 13: 103-115 (1998)
Typus: Spanien, La Rioja, Munilla
Etymologie:
Nach dem "El Cid Campeador" genannten spanischen Nationalhelden des 11.
Jahrhunderts bzw. dem Fundort Spanien

Wuchs und Größe :

(25-)35-50(-75) cm, sterile Exemplare nur extrem vereinzelt

Stängel:

dick, steif, meist einzeln

Blätter:

Laubblätter (3-)4-6, spitz eiförmig, 5-8,5 cm lang (1,5-2 mal so lang wie die Internodien), dazu 1-2 Hochblätter. Blätter schräg aufrecht, steif, deutlich rinnig mit welligem Rand. Bei schattigem Wuchsort Blätter länger (-11 cm), schlaffer, flacher

Blütenstand:

mäßig dicht, meist deutlich einseitswendig, mit 10-30(-45) Blüten, Achse (Spindel) deutlich weiß behaart

Fruchtknoten und Stiel:

schlank, Stiel hellgrün, selten leicht violett überlaufen (Ep. hispanica var. hispanica)

Tragblätter:

schmal lanzettlich, untere deutlich länger als die Blüten, waagrecht - schräg aufrecht

Blüten:

± waagrecht, klein, glockig, öfter wenig geöffnet, auch kleistogam

Bestäubung obligat autogam

Sepalen:

blassgrün, 6-8 mm lang

Petalen:

grünlichweiß, manchmal leicht gelblich

Hypochil:

innen grün, selten olivfarben bis hellbraun; von der Seite gesehen unsymmetrisch: an der Basis flach, vor dem Epichil tief

Durchgang zwischen Hypo- und Epichil:

mittelbreit


Epichil/Kalli:

weiß, selten im Bereich der Kalli oder ganzes Epichil rosa (Ep. hispanica var. hispanica); Seitenkalli ziemlich groß, kegelförmig, etwas gefurcht, Mittelkiel meist undeutlich, gelegentlich etwas dunkler gefärbt

Gynostemium:

Anthere deutlich gestielt, schnell trocken und braun werdend; Viscidium vorhanden, unwirksam; Pollinien locker, zerfallend

Blütezeit:

E6-M(E)7


Abb. 2
Spanien, Burgos, Manzanedo, 28.06.2001
loc. typ. von Ep. campeadorii
Foto: WW
Variabilität:
Blattform und –haltung hängen von der Helligkeit des Wuchsortes ab: je stärker die durch Sonneneinstrahlung bewirkte Verdunstung ist, desto kürzer, welliger, steifer und aufrechter werden die Blätter. In einigen Populationen treten Pflanzen mit rosa gefärbtem Epichil und innen braunem Hypochil auf („Ep. hispanica var. hispanica“), die Ep. bugacensis ähneln.

Abb. 3
Spanien, La Rioja, Torrecilla, 27.06.2001
Foto: WW
Verwechslungsmöglichkeiten:
Epipactis bugacensis ähnelt nur der Farbvariante Ep. hispanica var. hispanica, ist aber schlanker mit dünnerem Stängel, hat die Blätter weniger steif und weniger wellig, der Blütenstiel ist (in Frankreich!) violett überlaufen, das Epichil ist weiß mit rosa (selten bräunlichem) Kallus, das Hypochil von der Seite gesehen gleichmäßig gerundet.

Epipactis fageticola ist meist kleiner, hat schlaffe, seitlich abstehende Blätter, der Stängel ist im Blütenbereich fast kahl.

Epipactis phyllanthes hat im Blütenbereich einen fast kahlen Stängel.
Verbreitung

Gebiet:

N- und Mittelspanien

Höhe:

400 - 1000 m


Stand 2010
Verbreitungsgebiet
Kartenquelle: www.mygeo.info

Abb. 4
Spanien, Burgos, Manzanedo, 28.06.2001
loc. typ. von Ep. campeadorii
Foto: WW
Standort

Boden:

kiesig – sandig, oberflächlich trocken erscheinend, karbonatisch


Exposition:

meist auf ebenen Flächen


Biotoptyp:

künstliche, meist lichte Pappelpflanzungen an Flüssen und Bächen



Abb. 5
Spanien, Burgos, Manzanedo, 28.06.2001
loc. typ. von Ep. campeadorii
Foto: WW

Abb. 6
Spanien, La Rioja, Torrecilla, 27.06.2001
Foto: WW

Abb. 8
Spanien, Teruel, Tramacastilla, 31.07.2001
ein nicht-anthropogener Standort
Foto: HP

Abb. 7
Spanien, La Rioja, Munilla, 27.06.2001
loc. typ. von Ep. hispanica (Mittelgrund)
Foto: WW
Problematik

Eine biochemisch-molekulargenetische Untersuchung (P.M. HOLLINGSWORTH et al. in J. Bailey & R.G. Ellis, Current taxonomic research on the British and European Flora: 27-44 [2006]; http://www.rbge.org.uk/assets/files/science/Genetics_Conservation/EpipactisTaxonomicComplexity.pdf) hat gezeigt, dass Ep. campeadorii und Ep. bugacensis (als Ep. rhodanensis) trotz großer morphologischer Ähnlichkeit 2 verschiedene Arten sind.

3 Jahre nach Ep. campeadorii wurde mit Ep. hispanica eine zweite Art aus Nordspanien beschrieben, und zwar in 2 Farbvarietäten: var. hispanica mit rosa Epichil, innen braunem Hypochil und violett überlaufenem Blütenstiel, und var. viridis mit rein grün/weißen Blüten. Beide Varietäten wachsen gemeinsam, var. hispanica ist seltener als var. viridis. Der Unterschied zu Ep. campeadorii soll (neben der Färbung bei var. hispanica) in den längeren, stärker abstehenden Blättern und einer dünneren Behaarung des Stängels bestehen. Diese Merkmale sind aber eine Folge der stärkeren Beschattung am Typusfundort Munilla, an stärker besonnten Wuchsorten verschwinden die Unterschiede der Blattform und –haltung. Eine unterschiedliche Behandlung beider Varietäten wie bei P. Delforge (Guide des Orchidées d’Europe: 71 + 87 [2005]): var. hispanica als Synonym zu Ep. rhodanensis bzw. Ep. bugacensis und var. viridis als Synonym zu Ep. campeadorii, ist unlogisch; beide Varietäten wachsen (mit Zwischenformen!) in einer Population und sind ganz offensichtlich nur Farbvarietäten eines Taxons, das hier insgesamt als Synonym von Ep. campeadorii angesehen wird.

Abb. 9
Spanien, La Rioja, Munilla, 27.06.2001
loc. typ. von Ep. hispanica
Foto: WW

Abb. 10
Spanien, Burgos, Fresneda, 28.06.2001
Foto: WW

Abb. 11
Spanien, Burgos, Fresneda, 28.06.2001
Foto: WW

Abb. 12
Spanien, La Rioja, Munilla, 27.06.2001
loc. typ. von Ep. hispanica
Foto: WW

Abb. 13
Spanien, Burgos, Manzanedo, 28.06.2001
loc. typ. von Ep. campeadorii
Foto: WW


Abb. 14
Spanien, Teruel, Fontanete, 27.05.2002
Austriebe
Foto: HP


Abb. 15
Spanien, Teruel, Tramacastilla, 31.07.2001
Sehr selten treten auch sterile Pflanzen auf.
Foto: HP

Abb. 16
Spanien, Burgos, Fresneda, 28.06.2001
Foto: WW

Abb. 17
Spanien, Burgos, Manzanedo, 28.06.2001
Foto: WW

Abb. 18
Spanien, La Rioja, Munilla, 27.06.2001
Foto: WW

Abb. 19
Spanien, La Rioja, Munilla, 27.06.2001
loc. typ. von Ep. hispanica
Foto: WW

Abb. 20
Spanien, Burgos, Fresneda, 28.06.2001
Ep. hispanica var. viridis
Foto: WW

Abb. 21
Spanien, Burgos, Fresneda, 28.06.2001
Ep. hispanica var. hispanica
Foto: WW

Abb. 22
Spanien, Burgos, Fresneda, 28.06.2001
Ep. hispanica var. viridis
Foto: WW

Abb. 23
Spanien, Burgos, Manzanedo, 28.06.2001
Foto: WW

Abb. 24
Spanien, La Rioja, Torrecilla, 27.06.2001
Foto: WW

Abb. 25
Spanien, La Rioja, Torrecilla, 28.06.2001
Foto: WW

Abb. 26
Spanien, La Rioja, Munilla, 27.06.2001
Foto: WW

Abb. 27
Spanien, Burgos, Fresneda, 28.06.2001
Ep. hispanica var. hispanica
Foto: WW

Abb. 28
Spanien, Teruel, Fontanete, 22.6.2002
Foto: HP

Abb. 29
Spanien, Teruel, Fontanete, 22.6.2002
Foto: HP

Abb. 30
Spanien, Burgos, Manzanedo, 28.06.2001
Foto: WW

Abb. 31
Spanien, Burgos, Manzanedo, 28.06.2001
Foto: WW

Abb. 32
Spanien, Burgos, Fresneda, 28.06.2001
Foto: WW

Abb. 33
Spanien, Burgos, Fresneda, 28.06.2001
Foto: WW

Abb. 34
Spanien, Burgos, Manzanedo
Blattrand
Foto: WW

Abb. 35
Spanien, Burgos, Fresneda
Blattrand
Foto: WW

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