Die Unterarten des Manns-Knabenkrautes im Vergleich
Bei Orchis mascula sind in Europa zwei geographische Unterarten zu unterscheiden:
subsp. mascula im Westen und Norden: Spanien, Frankreich, England, der grösste Teil Deutschlands, Südskandinavien.
subsp. speciosa im Süden und Osten: Alpen, Italien, Tschechien, Balkan.
In Deutschland verläuft die Grenze zwischen beiden ungefähr vom Allgäu nach NO zum mittleren Böhmerwald, d.h. subsp. speciosa kommt innerhalb Deutschlands nur in Süd- und Südost-Bayern (Schwaben, Oberbayern und Niederbayern) vor.

Um die Grenze genauer festlegen zu können, sind durch aussagekräftige Fotos eindeutig dokumentierte Nachweise beider Subspezies aus der vermutlichen Kontaktzone dringend erwünscht !!!

Die Standortsansprüche beider Unterarten scheinen nach den bisherigen Beobachtungen gleich zu sein: in tieferen Lagen lichte Wälder und Gebüsche, in höheren Lagen Bergwiesen, sowohl auf Kalk wie auf sauren Gesteinen.

Merkmale
Beide Sippen gehören zur gleichen Art, d.h. bei Fortfall der geographischen Trennung können sie sich vermischen, gegebenenfalls bis zur Unkenntlichkeit. Obwohl beide Unterarten in typischer Ausprägung gut unterscheidbar sind, können in der Kontaktzone an der Arealgrenze Einzelexemplare oder ganze Populationen auftreten, die einzelne Merkmale der jeweils anderen Unterart besitzen und nicht mehr eindeutig ansprechbar sind.

Um nicht Gefahr zu laufen, oben angesprochene Übergangsformen als Referenz zum Vergleich beider Unterarten zu "erwischen", werden auf dieser Seite nur Pflanzen dargestellt, deren Zuordnung aufgrund der geographischen Lage zweifelsfrei möglich ist.
Außerdem bietet es die Möglichkeit, auch die Variabilität besser aufzeigen zu können.

Orchis mascula ssp. mascula Orchis mascula ssp. speciosa
 
beide Aufnahmen O. mascula ssp. mascula - Cazorla/ Spanien
Fotos: H. Presser
Hochobir in Kärnten/ Österreich
Foto: U. Grabner
Assisi/ Italien
Foto: H. Presser
Cole di Caprauna/ Ligurien/ Italien, die für Orchis mascula ssp. speciosa typische gestrichelte Stängelbasis - ein Merkmal, was mehr oder weniger stark ausgeprägt sein kann.
Foto: U. Grabner
Relativ dunkel überlaufene und recht stark gefleckte Blätter bei den Pflanzen von Cazorla/ Spanien
Foto: H. Presser

subsp. mascula

Grundblätter:
meist mit großen braunschwarzen Flecken,
seltener ungefleckt
 

seitliche Sepalen:
abgerundet oder spitz, vorderer Teil ± nach innen gekrümmt
insgesamt zurückgeschlagen, bei älteren
Blüten bis zur Berührung der Rückseiten
bei Betrachtung von vorn nur Vorderkanten sichtbar
im Blütenstand ± senkrecht orientiert

Lippenrand:
glatt oder schwach gezähnt

Silhouette des Blütenstands:
geschlossen

subsp. speciosa

Grundblätter:
meist an der Blattbasis dicht mit feinen nadelstichartigen braunen Punkten besetzt, seltener ungefleckt

seitliche Sepalen:
lang ausgezogen zugespitzt, vorderer Teil ± aufgebogen
insgesamt schräg seitwärts ausgebreitet
bei Betrachtung von vorn Innenflächen sichtbar
im Blütenstand zusammen mit dem mittleren Sepal ± in einer waagrechten Ebene liegend

Lippenrand:
stark ausgebissen gezähnt

Silhouette des Blütenstands:
zerzaust

Monte Baldo/ Italien
Foto: H. Presser
Einzelblüte - Apennin/ Italien
Foto: H. Presser
beide Aufnahmen O. mascula ssp. mascula - Gotland/ Schweden
Fotos: H. Presser

Etwas untypische Sippe aus Griechenland:

Weitere Abbildungen:

  subsp. mascula subsp. speciosa
Buttler, Orchideen (1986): S. 115, l/o + r/o S. 115, l/u + r/u
Delforge, Guide des Orchidées d'Europe (2005): S. 325

S. 326

(als Orchis ovalis)

Presser, Die Orchideen Mitteleuropas...(2000): S. 78 - 81 S. 78 - 81
Reinhard, Die Orchideen der Schweiz...(1991): S. 212 + 213, Abb. 1-6 S. 213, Abb. 7-9
Text: Wolfgang Wucherpfennig
Fotos: Helmut Presser; Uwe Grabner
Exemplar mit sehr lockerem Blütenstand und gar an Orchis palustris erinnernde Blüten - Thrakien/ Griechenland
Foto: H. Presser
Falakron/ Griechenland
Foto: H. Presser

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