Kleines Knabenkraut
Orchis morio
LINNÉ 1753
Anacamptis morio (L.) R.M.BATEMAN, PRIDGEON & M.W.CHASE


Unterfamilie: Orchidoideae
Tribus: Orchideae
Subtribus: Orchidinae
Blütezeit: E 3 - M 6

Beschreibung

Das Kleine Knabenkraut wird 13 bis 35 cm hoch und besitzt ungefleckte breit- lanzettliche Laubblätter, welche am Grund rosettig angeordnet und entlang des Mittelnervs nach oben gefaltet sind. Am Stängel befinden sich 3-6 Scheideblätter die bis kurz unter den Blütenstand reichen.
6 –22 mittelgroße, in der Regel hellrosa bis dunkelviolette Blüten bilden einen breit ausladenden, eiförmigen Blütenstand. Die Perigonblätter sind helmförmig mit dunklen, grünlichen Nerven.
Das Labellum ist dreigeteilt, breiter als lang, besitzt eine hellere Mittelzone mit roten bis dunkelvioletten Saftmalen und ist entlang der Mittellinie gefaltet und zurück gebogen. Der Mittellappen ist länger als die gezähnelten Seitenlappen und am Ende leicht geteilt. Der kräftige Sporn ist am Ende stumpf, leicht eingebuchtet, nach oben gerichtet und etwa so lang wie der Fruchtknoten.

Variabilität: Vor allem in der Blütenfärbung und -größe sind bereits
innerhalb einer Population auffallende Schwankungen vorkommend.
Im Mittelmeerraum sind öfter auch rein weiße Exemplare zu beobachten, allerdings in unseren Breiten eher selten.
Auch die Wuchshöhe kann standörtlich sehr variieren.
Blütenstand - Mering 04.05.2008
Foto: Katja Grabner

Verwechslung:

Bei Orchis mascula (beide Unterarten) sind die seitlichen Sepalen nach oben geschlagen bzw. seitlich abgespreizt und das Perigon hat keine dunklen Streifen. Bei Orchis morio fehlt auch die rotbraune Strichelung an der Stängelbasis.

Blütezeit:
Ende März bis Mitte Juni in höheren Lagen

Lebensraum in Bayern:

Auf Zwergstrauchheiden, Borstgras-, Mager-, Trocken- und Halbtrockenrasen, ebenfalls auch auf Feuchtwiesen und -weiden

Habitus – Weilheim 15.05.2005
Foto: U. Grabner

Eine Magerwiese bei Weilheim - Lebensraum vom Orchis morio 15.05.2005
Foto: Katja Grabner

Einzelblüte- Mering 04.05.2008
Foto: Katja Grabner


Weilheim 15.05.2005
Foto: Katja Grabner
Habitus zweier Farbvariationen - Mering 04.05.2008
Foto: U. Grabner
Verbreitung
Das Kleine Knabenkraut ist in ganz Europa bis in den vorderen Orient verbreitet, wobei die genauen Arealgrenzen auf Grund verschiedener ähnlicher Sippen wie Orchis picta im Mittelmeerraum etwas unklar sind. Sie ist praktisch von Norwegen bis zum Ost-Iran beheimatet.
In Deutschland sind in der Nordhälfte nur noch Relikte zu finden, wobei sie im Süden vor allem im Alpenvorland und Allgäu noch (!) häufiger vorkommt.
© AHO-Bayern e.V.

Gefährdung:
Orchis morio scheint besonders unter Wassermangel in niederschlagsarmen Gebieten zu leiden. Es tragen aber auch intensive Beweidung von Magerrasen sowie Nutzungsänderung wie Bebauung und Aufforstung zur Gefährdung bei. Verbuschung von Magerrasen oder Eutrophierung von Böden durch Immisionen belastet die Standorte sehr.
Trotz teilweise intensiver Pflege- und Schutzmaßnahmen sind die Bestände momentan eher rückläufig. Die genauen Ursachen hierfür sind noch nicht bekannt.

Besonderheiten:
Orchis morio ist eine Nektartäuschblume mit unterdurchschnittlichem Fruchtansatz was auf ausschließliche Fremdbestäubung hinweist.
In geeigneten Biotopen kann es Massenvorkommen dieser Art geben, die aber nicht über deren Gefährdung hinwegtäuschen sollten.

Verbreitungskarte im PDF-Format
Datenbasis AHO-Bayern und LfU

Karte mit Nachweis-Schwerpunkt ab 2021
Datenbasis AHO-Bayern
rosa gefärbte Einzelblüte - Weilheim 15.05.2005
Foto Katja Grabner
Baden-Württemberg 30.04.2005 - bei uns seltenes, rein weißes Exemplar -
Foto: Katja Grabner
Mering 04.05.2008
Foto: Katja Grabner

Katja Grabner

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