Tyne-Ständelwurz
Epipactis dunensis
(T. & T.A. STEPHENSON) GODFERY subsp. tynensis KREUTZ (2007)


*Epipactis dunensis subsp. tynensis* KREUTZ, J. Eur. Orch. 39(1):125 (2007)

Typus:
England, Northumberland, Slaggyford

Etymologie:
nach dem Vorkommen im Tal des Flusses Tyne


Abb. 1
NO-England, Northumberland, Slaggyford (loc. typ), 15.07.1992
Foto: EG



Abb. 2
NO-England, Northumberland, Slaggyford (loc. typ), 15.07.1992
Foto: EG




Abb. 3
NO-England, Northumberland, Slaggyford (loc. typ), 15.07.1992
Foto: EG

Größe und Wuchs :

(17-) 20-50 (-52) cm hoch, einzeln oder zu 2-3

Stängel:

hellgrün, relativ dünn, manchmal auch zickzackförmig

Blätter:

3-7, undeutlich zweizeilig, spitz eilanzettlich, 3,0-7,5 cm lang und 1,5-3,0 cm breit, etwas schlaff, schräg aufrecht bis leicht überhängend, flach oder nur leicht rinnig, Rand meist leicht wellig, frisch hellgrün bis grün

Blütenstand:

etwas einseitswendig, locker, mit (5-) 10-25 (-35) Blüten, Spindel fein behaart

Fruchtknoten und Stiel:

Stiel gelblichgrün

Tragblätter: unterste oft viel länger als die Blüten, obere kürzer, alle ± waagrecht gerichtet

Blüten:

ziemlich klein, weit geöffnet, anfangs waagrecht, später nickend

Bestäubung: autogam

Sepalen:

weißlichgrün mit schmalem weißen Rand, nie rosa überlaufen

Petalen:

kürzer und schmaler als die Sepalen, weißlichgrün

Hypochil:

innen dunkelbraun

Durchgang zwischen Hypo- und Epichil:

sehr eng !-förmig

Epichil/Kalli:

deutlich länger als breit und zugespitzt, vorgestreckt, die Spitze leicht zurückgebogen, Kallus schwach entwickelt; Epichil weißlich, oft leicht grünlich oder gelblich überlaufen

Gynostemium:

das Klinandrium ist kurz, so dass die Pollinien die Narbe deutlich überragen, das Anthere gestielt, Viscidium fehlt meist bzw. vertrocknet kurz nach Blütenöffnung

Blütezeit:

A 7 – M 8

Variabilität:

---


Verwechslungsmöglichkeit:

Epipactis dunensis subsp. dunensis besitzt (neben anderem Habitat) steife, rinnige Blätter von gelbgrüner Farbe, nur glockig geöffnete Blüten mit violettem Stielgrund, ein Epichil, dass etwas breiter als lang, zurückgeschlagen und meist rosa getönt ist sowie einen breiteren Durchgang zwischen Hypo- und Epichil.
Epipactis leptochila ist auf den Britischen Inseln auf den Süden Englands beschränkt; sie unterscheidet sich von E. dunensis subsp. tynensis durch hängende unterste Tragblätter, längere, zugespitzte Sepalen, meist rosa getönte Epichil-Kalli, ein etwas längeres zugespitzteres Epichil und einen breit V-förmigen Durchgang zwischen Hypo- und Epichil.

Verbreitung

Gebiet:

NO-England (Northumberland) am Fluss Tyne; Vorkommen außerhalb dieses Gebietes (Mittelengland, Schottland) scheinen unsicher zu sein

Höhe:

0-300 m


Stand 2012
Verbreitungsgebiet
Kartenquelle: www.mygeo.info
Standort

Boden:

Durchlässige, aber frische bis feuchte, kiesig-steinige Böden

Exposition:

- - -

Biotoptyp:

Anthropogene Sekundärbiotope: Lichte Wälder (besonders Birke) auf Blei- und Zink-reichen Bergbau-Abraumböden und -Schlacken

Besonderheiten

Epipactis dunensis subsp. tynensis war unter dem Namen „Tyne Helleborine“ den britischen Botanikern seit etwa 1970 bekannt und wurde teils Epipactis dunensis, teils E. leptochila zugeordnet. Erst 2002 haben SQUIRRELL et al. (Molecular Ecology 11: 1957-1964) durch Untersuchung der Allozyme und Chloroplasten-DNA ihre Eigenständigkeit gegenüber Epipactis dunensis, E. leptochila und E. sancta bewiesen. Die genetische Ähnlichkeit zu Epipactis dunensis ist dabei so groß, dass ein gemeinsamer Ursprung wahrscheinlich ist, daher die Einstufung als Subspezies.
Problematik

Auf alten Kohle-Bergbauhalden in Schottland (dem „central industrial belt“) wachsende Pflanzen (z.B. KREUTZ 2007) haben sich, soweit untersucht, als heterogene Hybridpopulationen erwiesen (HOLLINGSWORTH et al., Current taxonomic research on the British & European flora: 27-44 [2006]).


Abb. 4
NO-England, Northumberland, (loc. typ), 15.07.1992
Foto: EG

Abb. 5
NO-England, Northumberland, Slaggyford (loc. typ), 15.07.1992
Foto: EG

Abb. 6
NO-England, Northumberland, Slaggyford (loc. typ), 15.07.1992
Foto: EG

Abb. 7
NO-England, Northumberland, Slaggyford (loc. typ), 15.07.1992
Foto: EG

Abb. 8
NO-England, Northumberland, Slaggyford (loc. typ), 15.07.1992
Foto: EG

Abb. 9
NO-England, Northumberland, Slaggyford (loc. typ), 15.07.1992
Foto: EG

Abb. 10
NO-England, Northumberland, Slaggyford (loc. typ), 15.07.1992
Foto: EG

Abb. 11
NO-England, Northumberland, Slaggyford (loc. typ), 15.07.1992
Foto: EG

Abb. 12
NO-England, Northumberland, Slaggyford (loc. typ), 15.07.1992
Foto: EG


Abb. 13
NO-England, Northumberland, Slaggyford (loc. typ), 15.07.1992
Anthere deutlich gestielt, Pollen befinden sich auf der Narbe

Foto: EG


© 2012 AHO Bayern e. V.