Provence-Ständelwurz
Epipactis provincialis

A. AUBENAS & K. ROBATSCH (1996)


*Epipactis provincialis * A. AUBENAS & K. ROBATSCH, L’Orchidophile (Asnières) 27 (122): 109 – 110 (1996)

Typus:
Frankreich, Department Drôme, Rochefort-en-Valdaine, La Baysse, 210 m.ü.d.M.

Syn.:
-


Abb. 1
Frankreich, Drôme, Grignan, 30.05.2002
Foto: HP





Abb. 2
Frankreich, Drôme, Grignan, 30.05.2002
Foto: HP





Abb. 4
Frankreich, Var, Le Colombier, 12.06.1998
Foto: HP
Etymologie:
provincialis : in der Provence beheimatet (Landschaft in Südfrankreich)

Wuchs und Größe :

kräftig aber nicht besonders hochwüchsig; bei hellem Standort gelegentlich 2 (-3) Sprosse austreibend, häufiger aber lockere Gruppen bildend, wobei die Triebe aus verschiedenen Rhizomen kommen; Wuchshöhe (15) 25-35 (-50) cm; sterile Triebe sind sehr selten.

Stängel:

relativ dick und steif; hellgrün, unten spärlich behaart

Blätter:

1 (-2) manschettenförmige Niederblätter,
weitere Laubblätter 3 – 5 (7), eher klein (besonders an hellen Standorten, mittlere 3,5-5 x 2-4 cm), oval – lanzettlich, schmäler bei Jungpflanzen, hellgrün bis grün, selten waagrecht vom Stängel abgehend, meist schräg aufwärts stehend, teils etwas herab gebogen; nur an schattigeren Stellen flach ausgebreitet
Verteilung meist sehr gleichmäßig und zweizeilig;
dazu teils Hochblätter (0 – 2), lanzettlich

Blütenstand:

Ähre meistens nicht besonders dichtblütig (6 – 30 Blüten), öfter m.o.w. einseitswendig; relativ lang, ein Viertel bis höchstens die Hälfte des Stängels einnehmend, manche Pflanzen wirken dadurch etwas „kopflastig“.
Spindel im Bereich des Blütenstandes kurz und dicht behaartdurch obligate Autogamie nahezu 100% Fruchtansatz


Fruchtknoten und Stiel:

Fruchtknoten und Stielchen kurz, lückig behaart, hellgrün
Frucht wenig behaart, lang eiförmig, grün

Tragblätter:

breit lanzettlich, die unteren bis dreimal so lang wie die Blüten und schräg aufwärts gerichtet, dann meist schnell kürzer werdend, die oberen sehr kurz und waagrecht abstehend

Blüten:

fast waagrecht ausgerichtet; glockig, selten weit geöffnet; bei längerer Trockenheit auch nahezu kleistogam und hängend

Bestäubung autogam;

Sepalen:

10-11 x 6-7 mm, kurz und breit oder spitz eiförmig, grün, an sonnigen Stellen außen häufig grünlich gelb, relativ fleischig

Petalen:

etwas kürzer; oft - zumindest innen - heller als die Sepalen, besonders bei älteren Blüten, innen meist etwas rosa überlaufen

Hypochil:

groß und breit mit geweitetem Rand, der manchmal gewellt ist, außen weißlich grün bis rosa, innen kräftig rotbraun bis dunkelbraun, gelegentlich Nektar führend

Durchgang zwischen Hypo- und Epichil:

meist breit V-förmig mit breitem „Kragen“, der direkt in den Epichilrand übergeht. Lippe insgesamt normalerweise auffallend wenig gegliedert, nur gelegentlich deutlich geteilt

Epichil/Kalli:

ca. 6 x 5-6 mm, herzförmig, spitz bis zugespitzt, gerade vorgestreckt, die Spitze oft etwas nach unten weisend, Seitenränder aufgewölbt;
an der Basis weißlich bis rosa, die breiten Ränder grün;
mit kräftigen dunkelrosa Seitenkalli und einem wenig erhobenen, schmalen, stärker gefärbten Mittelkallus, der aber auch fehlen kann

Gynostemium:

Anthere deutlich gestielt, breit
Rostellum kurz, Viscidium schwach ausgebildet und schon in der Knospe funktionslos
Narbe rechteckig

Pollinien locker und schnell br öselig werdend, normalerweise etwas über den Narbenrand geschoben; schon in der Knospe können Pollenteile auf die Narbe gelangen und so die Befruchtung einleiten


Blütezeit:

früh, etwas vor Ep. tremolsii am selben Standort, nach Ep. microphylla;(M) E5 – M6 (E6)

Variabilität:

Epipactis provincialis variiert relativ stark in der Blüte.
Die Ausprägung der Lippe ist oft auch bei nebeneinander stehenden Pflanzen nicht einheitlich, manchmal variiert sie sogar leicht innerhalb eines Blütenstandes. Dies betrifft v.a. die Länge und Breite der Lippe sowie deren Gliederung. So kommen auch durchaus Pflanzen vor, bei denen die gesamten Lippen m.o.w. oval sind und die Einschnürung zwischen Hypochil und Epichil völlig fehlen kann. Auch die Intensität der Rotfärbung der inneren Blütenteile ist variabel.

Wie bei den meisten Arten hängt die Blattstellung vom Grad der Beschattung ab, wodurch aber der Habitus sehr unterschiedlich erscheinen kann.
Verwechslungsmöglichkeiten:

Epipactis leptochila kann gelegentlich ähnliche Blüten besitzen, unterscheidet sich aber durch einen dünneren Stängel, hängende untere Tragblätter, spätere Blütezeit und andere Biotopansprüche.

Verbreitung

Gebiet:

Provence in Südfrankreich (Départements Drôme, Ardèche, Var, Vaucluse); die Meldungen aus Ostspanien betreffen sehr wahrscheinlich Ep. leptochila

Höhe:

200 – 500 m



Stand 2011
Verbreitungsgebiet
Kartenquelle: www.mygeo.info

Abb. 4
Frankreich, Drôme, Grignan, 29.05.2009
Foto: HZ
Standort

Boden:

basisch, kalkhaltig, trocken, steinig; gelegentlich an umgepflügten Stellen

Exposition:

jede, aber selten nordexponiert

Biotoptyp:

in warmen Gegenden;
halbschattig unter Kiefern und Steineichen, oft unter Flaumeichen (dort auch in Trüffelkulturen an gepflügten Stellen), besonders am Waldrand, aber auch schattig oder in einiger Entfernung vom Wald auch vollsonnig, dort gern zwischen Buchsbaum und Wacholder in Beständen der Binsenlilie, in grasiger Garrigue, manchmal sogar in Lavendelplantagen eindringend

Besonderheiten

Die Art bildet fast nur blühende Sprosse aus, sterile Pflanzen sind sehr selten. Eine starke Abhängigkeit vom Mykorrhiza-Pilz zeigt sich in den kleinen Blättern selbst an dunklen Standorten. Gruppen mit mehreren Pflanzen sind meist recht locker, mehrere Austriebe aus einem Rhizom sind seltener. Bei Trockenheit öffnen sich die Blüten an sonnigen Stellen kaum oder nur glockig. Sie hängen dann oft.

Problematik

Sehr ähnliche Pflanzen aus Ostspanien (Prov. Teruel) sind unter dem Namen Epipactis maestrazgona P. DELFORGE & A. GÉVAUDAN beschrieben worden (Natural. belges 85: 62 [2004]), deren Stellung zwischen Ep. provincialis und Ep. leptochila uns zur Zeit noch ungeklärt erscheint.


Abb. 5
Frankreich, Var, Le Colombier, 12.06.1998
sehr trockener, steiniger Bereich; Begleitorchideen: O. scolopax, in weiteren Bereichen auch Himantoglossum hircinum, Ophrys apifera, Limodorum abortivum, Ep. tremolsii, Ceph. longifolia und Ceph. damasonium
Foto: HP

Abb. 6
Frankreich, Drôme, Grignan, 30.05.2002
Trüffelplantage Randbereich: Ep. provincialis als einzige Orchideenart
Foto: HP

Abb. 7
Frankreich, Var, Le Colombier, 30.05.2002
Foto: HP

Abb. 8
Frankreich, Drôme, Grignan, 30.05.2002
gepflügte Trüffelplantage mit den Begleitarten Ep. microphylla, Ep. tremolsii, Ceph. rubra und Ceph. damasonium
Foto: HP

Abb. 9
Frankreich, Drôme, Grignan 29.05.2002
Plantage
Foto: EG

Abb. 10
Frankreich, Drôme, Grignan, 30.05.2002
Trüffelplantage Randbereich: Ep. provincialis als einzige Orchideenart
Foto: HP

Abb. 11
Frankreich, Drôme, Grignan Plantage, 29.05.2002
kleine wenigblütige Pflanze
Foto: EG

Abb. 12
Frankreich, Var, Le Colombier, 12.06.1998
sonnig stehende Exemplare
Foto: HP

Abb. 13
Frankreich, Drôme, Grignan, 29.05.2009
Foto: HZ

Abb. 14
Frankreich, Drôme, Grignan, 01.06.2007
etwas größere Gruppe
Foto: UG

Abb. 15
Frankreich, Drôme, Grignan, 30.05.2002
steriles Exemplar
Foto: HP

Abb. 16
Frankreich, Drôme, Grignan Plantage, 29.05.2002
Foto: EG

Abb. 17
Frankreich, Drôme, Grignan, 30.05.2002
Foto: HP

Abb. 18
Frankreich, Drôme,
Grignan, 04.06.1998
Gruppe von 5 Pflanzen
Foto: EG

Abb. 19
Frankreich, Drôme, Grignan, 29.05.2009
Foto: HZ

Abb. 20
Frankreich, Drôme, Grignan, 30.05.2002
Foto: HP

Abb. 21
Frankreich, Drôme, Grignan Plantage, 29.05.2002
Einschnürung zwischen Hypochil und Epichil fehlt
Foto: EG

Abb. 22
Frankreich, Drôme, Grignan Plantage, 29.05.2002
Foto: EG

Abb. 23
Frankreich, Drôme, Grignan, 30.05.2002
Foto: HP

Abb. 24
Frankreich, Drôme, Salles sous Bois, 02.06.1998
Foto: EG

Abb. 25
Frankreich, Var, Lorgues-Le Luc, 04.06.2009
Foto: HP

Abb. 26
Frankreich, Var, Le Colombier, 12.06.1998
Foto: HP

Abb. 27
Frankreich, Var, Le Colombier, 12.06.1998
sonnig stehendes Exemplar
Foto: HP

Abb. 28
Frankreich, Drôme, Grignan, 29.05.2009
Foto: HZ

Abb. 29
Frankreich, Drôme, Grignan Plantage, 29.05.2002
Foto: EG

Abb. 30
Frankreich, Var, Le Colombier, 12.06.1998
Foto: HP

Abb. 31
Frankreich, Drôme, Grignan, 04.06.1998
Foto: EG

Abb. 32
Frankreich, Drôme, Grignan, 29.05.2009
Foto: HZ

Abb. 33
Frankreich, Drôme, Grignan, 29.05.2009
Foto: HZ

Abb. 34
Frankreich, Drôme, Grignan, 01.06.2007
Foto: UG

Abb. 35
Frankreich, Drôme, Salles sous Bois, 02.06.1998
Foto: EG

Abb. 36
Frankreich, Drôme, Grignan, 29.05.2002
Foto: HZ

Abb. 37
Frankreich, Drôme, Grignan, 29.05.2009
Foto: HZ

Abb. 38
Frankreich, Var, Lorgues-Le Luc, 04.06.2009
Foto: HP


Abb. 39
Frankreich, Var, Lorgues-Le Luc, 04.06.2009
Foto: HP


Abb. 40
Frankreich, Var, Le Colombier, 12.06.1998
Foto: HP

Abb. 41
Frankreich, Var, Lorgues-Le Luc, 04.06.2009
Foto: HP


Abb. 42
Frankreich, Drôme, Grignan, 30.05.2002
Foto: HP


Abb. 43
Frankreich, Drôme, Grignan, 30.05.2002
Foto: HP

Abb. 44
Frankreich, Var, Le Colombier, 12.06.1998
Foto: HP

Abb. 45
Frankreich, Drôme, Grignan, 01.06.2007
Foto: UG

Abb. 46
Frankreich, Drôme, Grignan, 01.06.2007
Foto: UG

Abb. 48
Frankreich, Drôme, Grignan, 01.06.2007
Foto: UG

Abb. 49
Frankreich, Montlimar, Le Colombier, 20.06.2019
Foto: HP

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