Persische Ständelwurz
Epipactis persica
(S) NANNFELDT 1946


*Epipactis persica* (S) NANNFELDT (1946) Bot. Not. 1946; 11 & 21

Abb. 1
Iran, Mazandaran, Sang-e deh 1980 m 15.08.2007
hochgewachsen, aber geringer Bodenabstand zum untersten Blatt
Foto: HZ




Abb. 2
Iran, Mazandaran, Sang-e deh 15.08.2007
Foto: HZ





Abb. 3
Rumänien, Donaudelta, Letea 21.06.2007
Foto: EG





Abb. 4
Iran, Mazandaran, Sang-e deh 1980 m 15.08.2007
Foto: HZ





Abb. 5
Iran, Mazandaran, Sang-e deh 1980 m 15.08.2007
Foto: HZ

Bas.: Helleborine persica S, Repert. Spec. Nov. Regni Veg. 24: 36 (1927)

Typus
: Iran (Persien), Sultanabad (heute Arak) früher Provinz Hamadan, Strauss

Syn.:
Epipactis microphylla subsp. persica (S) HAUTZINGER, Verh. Zool.-Bot. Ges. Wien 115: 42 (1976).
Epipactis helleborine subsp. persica (S), SUNDERMANN, Eur. Medit. Orch. ed. 3: 41 (1980).
? Epipactis helleborine subsp. transcaucasica KHOKHRYOKOV, Byull. Moskovsk . Obshch. Isp. Prir. , Otd. Biol. 96 (4): 107 (1991)?
Epipactis danubialis ROBATSCH & RYDLO, Linzer Biol. Beitr. 21 (1): 296 (1989).
Epipactis atrorubens subsp. danubialis (ROBATSCH & RYDLO) CIOCARLAN et R. RÖSLER, Jour. Eur. Orch. 36 (3): 812 (2004).

Etymologie:

persica bezugnehmend auf Persien dem Gebiet der Erstfunde dieser Art

danubialis nach dem Vorkommen im Gebiet der Donau (Danubius)

Größe und Wuchs :

schlanke, zierliche Pflanze, 10-60 cm groß; Blütentriebe einzeln, seltener truppweise

Stängel:

dünn, hellgrün, auch oben fast kahl (!) oder nur dünn und kurz behaart

Blätter:

Niederblätter am Grunde 2-3 braune Schuppenblätter, tütenförmig
Laubblätter 2-4, bei ausgewachsenen Pflanzen unterstes Blatt hoch (10-20 cm) über dem Boden, hellgrün bis grün, eiförmig bis lanzettlich, spitz oder kurz zugespitzt, ziemlich klein, sehr variabel, horizontal bis schräg aufwärts (Donaudelta), östlich manchmal auch leicht bogig abstehend, mittleres 3-6 (-8) cm lang und 1,5-3,5 (-4,5) cm breit, kürzer bis deutlich länger als das zugehörige Internod

Blütenstand:

locker, gewöhnlich einseitwendig, 2–30 Blüten, meist wenigblütig

Fruchtknoten und Stiel:

grün, kahl bis leicht behaart, Stielchen grün bis rötlich

Tragblätter: lanzettlich, unterstes manchmal wesentlich länger als die Blüten und sehr breit (4,5 x 2 cm)

Blüten:

ziemlich klein, geöffnet oder glockig, (bei den Pflanzen des Donaudeltas Blüten meist geschlossen, kleistogam?), anfangs abstehend, später leicht nickend

Bestäubung: Selbstbestäubung 3-4 Tage nach dem Aufblühen, sehr hoher Fruchtansatz. Bei trockenen Standorten Tendenz zur Kleistogamie.

Sepalen:

glockenförmig zusammenneigend, 9-10 mm lang, eiförmig-lanzettlich, zugespitzt, hellgrün bis weißlichgrün, selten leicht rosa überlaufen

Petalen:

kürzer als die Sepalen, weißlichgrün

Hypochil:

außen olivgrün, oberer Rand und der vordere Teil oft rosa, innen braungrün, nektarhaltig, 3-4 mm lang und breit

Durchgang zwischen Hypo- und Epichil:

V-förmig, mäßig breit

Epichil/Kalli:

breit dreieckig bis rundlich, Spitze leicht nach unten gebogen, grünlich, Rand oft gezähnt, Epichil an der Basis meist rötlich, vorderer Teil weißlich bis hellgrün,   zweigeteilte große Kalli meist rosa, mit vielgefurchten Aufwölbungen, der gerade Mittelkallus wenig auffällig; Epichil am Übergang zum Hypochil meist eingeschnürt.


Gynostemium:

meist ungestielte, stumpfe Anthere, aus der die bröckeligen Pollenmassen frühzeitig in das Klinandrium und auf die Narbe gelangen. Viscidium in der Knospe und in den frisch geöffneten Blüten deutlich erkennbar, aber meist unwirksam, trocknet bald ein, Pollinien zerfallen schnell,


Blütezeit:

E5-M8, im Donaudelta E6, am Nestos E5-M6

Variabilität:

Sehr variabel in Pflanzenhöhe, Form und Größe der Blätter und Blütenzahl.
Einen guten Überblick über die außergewöhnliche Variabilität des Habitus bekommt man im Renz-Herbar .

Verwechslungsmöglichkeit:

Sie ist der E. exilis sehr ähnlich. Diese ist deutlich kleiner, zierlicher und hat kleinere, schmalere, schräg aufwärts, dann nach unten gebogene, rinnige, steifere Blätter und einen armblütigeren Blütenstand. Das Epichil ist am Übergang zum Hypochil nur selten eingeschnürt.
Vor allem bei kleinen und wenigblütigen Pflanzen der E. persica z.B. Abb.15 kann die Unterscheidung schwierig sein.

Um quantitarive Werte über den Habitus von Epipactis persica mit denen von Epactis exilis vergleichen zu können, wurden 30 Exemplare von Epipactis persica aus dem Iran, Pakistan und der Türkei aus dem Renz-Herbar vermessen. Als Vergleich von Baumann veröffentlichte Werte von 28 Epipactis exilis aus Nordgriechenland und Süditalien bei BAUMANN (Mitt. Bl. Arbeitskr. Heim. Orch. Baden-Württ. 20 (1) 1988 S. 25),
Epipactis persica ist durchschnittlich deutlich größer:     
Höhe persica = 36,9 cm  Höhe exilis = 26,9 cm

Entsprechend sind auch die größten Blätter größer:
Länge persica = 5,55 cm / Länge exilis = 3,77 cm
Breite persica = 2,84 cm / Breite exilis = 1,38 cm

Das Verhältnis Blattlänge/-breite ist bei Epipactis exilis deutlich höher.
L/B persica = 1,95    L/B exilis = 2,73

E. pontica hat längere Blätter, einen dicht flaumig behaarten, armblütigen Blütenstand. Die Kalli sind grünlich bis bräunlich.

Verbreitung

Gebiet:

Vor allem in der Schwarzmeer-Region weit verbreitet, aber selten, auch in der östlichen Mittelmeerregion (Adana, Hatay, Kozan-Feke) und in Ostanatolien vorkommend. Nach O über den Trans-Kaukasus, Iran, Afghanistan bis N-Pakistan; in Europa in der europäischen Türkei, Griechenland (auf Lesbos und vielleicht am Nestos) und im Donaudelta

Höhe:

0–2700 m


Stand 2010
Verbreitungsgebiet
Kartenquelle: www.mygeo.info
Standort

Boden:

frische, mäßig feuchte, basenreiche Böden.

Exposition:

 

Biotoptyp:

Luft- und oft boden-feuchte, lichte Kiefern-, Tannen-, Buchen- und Eichenwälder, Gebüsche und Haselnusskulturen. Die kritischen Pflanzen am Nestos wachsen in Pappelkulturen.

Besonderheiten
-
Problematik

Zur Identität von Epipactis danubialis mit Epipactis persica siehe Wucherpfennig, Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 25(1): 85-110 (2008).

Die Pflanzen am Nestos-Delta, die dort in einem für Epipactis exilis und Epipactis persica völlig untypischen Biotop wachsen, haben Eigenschaften von beiden Taxa: vegetativ von E. exilis und die Lippenstruktur eher von E. persica (siehe unten).

Da E. exilis die E. persica nach Westen ablöst und auch die morphologischen Unterschiede sehr gering sind, könnte sie als regionale Unterart betrachtet werden.


Abb. 6
Iran, Mazandaran, Rudbarak 1690m 19.08.2007
Foto: HZ

Abb. 7
Rumänien, Donaudelta, Letea 10.07.2006
loc. typ. von " Epipactis danubialis", Eichen-Eschen-Auwald auf kalkhaltigem Sand
Foto: WW

Abb. 8
Türkei, Vezirköprü 27.06.1993
Foto: HZ

Abb. 9
Rumänien, Donaudelta, Letea 23.06.2007
Foto: WW

Abb. 10
Türkei, Ordu, 26.06.1982
Foto: D. RÜCKBRODT

Abb. 11
Rumänien, Donaudelta, Letea 21.06.2007
Foto: EG

Abb. 12
Iran, Mazandaran, Sang-e Deh 15.08.2007
Habitus, große Blätter, hoher Fruchtansatz
Foto: EG

Abb. 13
Rumänien, Donaudelta, Letea 21.06.2007
Foto: WW

Abb. 14
Georgien, Nekresi 03.06.1996
? syn. Ep. helleborine subsp. transcaucasica?
Foto: EG

Abb. 15
Türkei, Ulu Dag, Oylat 640 m 09.07.1993
Habitus wenigblättrig und wenigblütig; großes unterstes Tragblatt
Foto: HZ

Abb. 16
Rumänien, Donaudelta, Letea 21.06.2007
Foto: EG

Abb. 17
Rumänien, Donaudelta, Letea 21.06.2007
Foto: WW

Abb. 18
Griechenland, Lesbos, 20.06.2010
Foto: S. TSIFTSIS

Abb. 19
Rumänien, Donaudelta, Letea 23.06.2007
Foto: WW

Abb. 20
Griechenland, Lesbos, 20.06.2010
Foto: S. TSIFTSIS

Abb. 21
Rumänien, Donaudelta, Letea 10.07.2006
Foto: WW

Abb. 22
Iran, Mazandaran, Rudbarak 1690m 19.08.2007
Foto: HZ


Abb. 23
Griechenland, Nestos-Delta, 21.05.2009.
Detail des Blütenstielchens einer Pflanze, deren Zuordnung nicht zur Gänze geklärt ist (siehe unten)

Foto: HP


Abb. 24
Rumänien, Donaudelta, Letea 21.06.2007
großes unterstes Tragblatt
Foto: WW

Abb. 25
Rumänien, Donaudelta, Letea 21.06.2007
fast kahle Spindel und Fruchtknoten
Foto: WW

Abb. 26
Türkei, Tütünlü Artvin, 10.07.1982
Foto: D. RÜCKBRODT

Abb. 27
Iran, Mazandaran, Sang-e deh 1980 m 15.08.2007
Foto: HZ

Abb. 28
Türkei, Ordu, 26.06.1982
Foto: D. RÜCKBRODT

Abb. 29
Griechenland, Lesbos, 20.06.2010
Foto: S. TSIFTSIS

Abb. 31
Rumänien, Donaudelta, Letea 21.06.2007
Foto: EG

Abb. 30
Türkei, Devrek Zonguldak, 23.07.1982
Foto: D. RÜCKBRODT

Abb. 32
Iran, Mazandaran, Sang-e deh 1980 m 15.08.2007
Foto: HZ

Abb. 33
Griechenland, Lesbos, 20.06.2010
Foto: S. TSIFTSIS

Abb. 34
Rumänien, Donaudelta, Letea 21.06.2007
Foto: WW

Abb. 35
Türkei, Vezirköprü 27.06.1993
geringe Einschnürung des Epichils
Foto: HZ

Abb. 36
Rumänien, Donaudelta, Letea 21.06.2007
Foto: WW

Abb. 37
Türkei, Ulu Dag, Oylat 640 m 09.07.1993
Foto: HZ

Abb. 38
Iran, Mazandaran, Sang-e Deh 15.08.2007
Foto: EG

Abb. 39
Rumänien, Donaudelta, Letea 21.06.2007
Foto: WW

Abb. 40
Rumänien, Donaudelta, Letea 21.06.2007
Foto: EG

Abb. 41
Rumänien, Donaudelta, Letea 10.07.2006
Fruchtende Pflanze mit fast waagrechten Früchten.
Foto: WW

Abb. 42
Griechenland, Lesbos, 20.06.2010
Blüte seitlich, mit großem ersten Tragblatt
Foto: S. TSIFTSIS

Abb. 43
Rumänien, Donaudelta, Letea 23.06.2007
Studie der Säule
Foto: WW

Abb. 44
Rumänien, Donaudelta, Letea 21.06.2007
Blattrand-Detail
Foto: WW

Pflanzen vom griechischen Nestos, über deren Zuordnung Unsicherheit herrscht und die eventuell Übergänge zu Ep. exilis darstellen

Abb. 45
Griechenland, Nestos-Delta, 21.05.2009
schwer von Epipactis exilis zu unterscheiden
Foto: HP






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Abb. 46
Griechenland, Chrisoupoli 06.06.2006,
Foto: SH

Abb. 47
Griechenland, Chrisoupoli 06.06.2006,
Foto: SH

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