Naousa-Ständelwurz
Epipactis naousaensis
ROBATSCH 1989


*Epipactis naousaensis * ROBATSCH, Linzer Biol. Beitr. 21 (1): 298 (1989)
Abb. 1
Griechenland/ Vermion, Loc.typ., 24. 7. 2000
Foto: HP
Typus: Griechenland, Präfektur Imathia, Veria

Syn.:
Epipactis leptochila
ssp. naousaensis (ROBATSCH) K. KREUTZ (2005)
Etymologie:
Benannt nach dem Ort Naousa (bei der Originalbeschreibung mit Schreibfehler!), einer kleinen Stadt im Vermion (N-Griechenland).

Größe und Wuchs :

20-40 cm; oft in Gruppen, sehr selten sterile (blütenlose) Triebe

Stängel:

mittel - dick, unten hell-violett

Blätter:

3-6 hellgrüne, lanzettliche; die 1 (-2) unteren kurz, kreisförmig, die 3-4 mittleren lanzettlich 7-9 x 1,8-3,5 cm, das oberste schmal lanzettlich 7-8,5 cm lang; Blätter waagrecht bis leicht bogig nach unten vom Stängel abstehend, nicht gewellt;

Blütenstand:

groß, locker, Stängel  behaart

Fruchtknoten und Stiel:

stark behaart; Blütenstiel grün

Tragblätter: sehr groß bis 6 cm, waagrecht

Blüten:

4-30 (-40) hängend, groß, meist glockig geöffnet

Bestäubung autogam

Sepalen:

grün, innen gelblicher, 8-9 mm lang

Petalen:

grün, innen oft rötlich gelb

Hypochil:

innen dunkel rosa

Durchgang zwischen Hypo- und Epichil: bei griechischen Pflanzen sehr eng, oft schlüssellochartig,
in Italien etwas breiter, eher V-förmig

Epichil/Calli:

blass rosa, manchmal weiß, länger als breit, zurückgeschlagen (krümmt sich bei Knospenöffnung innerhalb von 1-2 sec.!); zwei flache wenig gegliederte Calli

Gynostemium:

Pollinien oft mehr oder weniger vorgeschoben; Klinandrium manchmal reduziert; Viscidium fehlt meist oder ist unwirksam

 

 

Blütezeit:

M. 7 – A. 8, nach E. helleborine aufblühend, mit relativ kurzer Blütezeit


Abb. 2
Griechenland, Paiko-Gebirge, 25.07.01
Foto: EG
Variabilität:
Epichil manchmal sehr lang und schmal, mit Mittelgrat, Seiten im vorderen Teil nach unten geschlagen.
Verwechslungsmöglichkeit:
Die Sippe ist schon durch die hellen, relativ kleinen Blätter und das lange Labellum von den meisten anderen Arten zu unterscheiden. E. leptochila subsp. neglecta ist recht ähnlich, doch sind die Blüten kleiner, das Epichil krümmt sich bestenfalls langsam -meist seitlich-, die Pollinien sind normalerweise nicht vorgeschoben, ihre Blütezeit liegt vor der von E. helleborine; aus dem Verbreitungsgebiet von E. leptochila subsp. nauosaensis ist E. leptochila subsp. neglecta nicht bekannt. Für E. leptochila gilt dasselbe, ihr Labellum ist zudem gerade vorgestreckt.
Verbreitung

Gebiet:

Bisher bekannt aus den nordgriechischen Gebirgen Vermion, Paiko, Falakron und Pangäon, evtl. auch im Pirin (Bulgarien) vorkommend.
In Italien (Mte. Pollino) wurden Pflanzen gefunden, die wir trotz kleiner Abweichungen zu E. naousaensis stellen.

Höhe:

1100 – 1500 m


Abb. 3
Griechenland, Vermion-Gebirge, Tria Pigadia, 22.07.2001
Biotop locus typicus
Foto: EG

Stand 2017
Verbreitungsgebiet
Kartenquelle: www.mygeo.info
Standort

Boden:

trockener bis frischer, kalkhaltiger Untergrund

Exposition:

Südhänge bevorzugt, jedoch werden auch West- und Osthänge besiedelt

Biotoptyp:

lichte bis schattige Altbuchenbestände; Standorte sind unterwuchsarm in ansonsten krautreichen Waldbereichen


Abb. 5
Griechenland, Vermion-Gebirge, 25.07.2001
Biotop vom loc. typ.
Foto: HZ

Abb. 4
Italien, Basilikata, Mt Pollino, 02.08.2014
Foto: HP
Besonderheiten
Die Sippe aus dem leptochila-Komplex wird meist zusammen mit anderen Epipactis-Arten gefunden z.B.: mit E. helleborine (mit der sie -noch unbeschriebene- Hybriden bildet), mit E. exilis und E. microphylla; in der Umgebung wachsen noch weitere Waldorchideen: Cephalanthera rubra und damasonium, Corallorhiza trifida, Neottia nidus-avis.
Die Individuenzahlen sind an den Fundorten gering.

Problematik
Im Falakron und im Pangäon Gebirge gibt es Pflanzen, die hinsichtlich der Blütenmerkmale stärker zu E. leptochila subsp. neglecta tendieren. Auf Fotos ist die Sippe dann kaum noch zu unterscheiden.
Das Taxon ist als Art sehr hoch eingestuft. Aufgrund der morphologischen Nähe würde Epipactis naousaensis eher als Subspezies
zu Epipactis neglecta passen, also Epipactis neglecta subsp. naousaensis, die aber so noch nicht veröffentlicht ist. Weniger passend erscheint das Taxon als Unterart zu Epipactis leptochila. Deshalb wurde hier weiterhin die Stufe Art beibehalten.
Die italienischen Pflanzen unterscheiden sich in einigen Merkmalen von den griechischen:
Der Blütenstand ist dichter und vielblütiger, die Blüten sind intensiver rosa, der Durchgang ist deutlich breiter, eher V-förmig, Blüten mit schlüssellochartigem Übergang fehlen, die Epichilspitzen sind meist gelb (nie bei griechischen), die Pollinien zerfallen kaum.
Uns erscheinen diese Abweichungen im Ganzen aber nicht so groß, um die Pflanzen als eigenes Taxon zu beschreiben.


Abb. 6
Griechenland, östlich Kaimaksalan, 31.07.2017
Foto: HP

Abb. 7
IItalien, Mte. Pollino, 10.08.2013
komplett kleistogame Population - zumindest in diesem Jahr
Foto: UG

Abb. 8
Griechenland/ Vermion, Loc.typ., 24. 7. 2000
vergesellschaftet mit Ep. helleborine, in weiterem Umkreis auch Ep. microphylla, Ep. exilis, Neottia nidus-avis, Ceph. damasonium und Epipogium aphyllum
Foto: HP

Abb. 9
Griechenland, östlich Kaimaksalan, 31.07.2017
Foto: HP

Abb. 10
Süd-Italien, Pollino, 19.7.2003
Foto: SH

Abb. 11
Griechenland, Vermion Koutoulos, 22.07.2001
Foto: EG

Abb.12
Süd-Italien, Pollino, 19.07.2003
Foto: SH

Abb. 13
Süd-Italien, Pollino 19.07.2003
Foto: SH

Abb.
14
Italien, Basilikata, Mt Pollino, 02.08.2014, Sprossteilung
Foto: HP


Abb. 15
Italien, Kalabrien, Mt Pollino, 08.08.2014
Foto: HP


Abb. 16
Italien, Basilikata, Mt Pollino, 02.08.2014
Foto: HP

Abb. 17
Griechenland, östlich Kaimaksalan, 31.07.2017
Foto: HP

Abb. 18
Griechenland, östlich Kaimaksalan, 31.07.2017
Foto: HP

Abb. 19
Griechenland, östlich Kaimaksalan, 31.07.2017
Foto: HP

Abb. 20
Griechenland,Pangäon-Gebirge, 02.08.2001
Foto: EG

Abb. 21
Griechenland, Pangäon-Gebirge, 02.08.2001
Foto: EG

Abb. 22
Pangäon-Gebirge 02.08.2001
Foto: EG

Abb. 23
Griechenland, Vermion Tria Pigadia, 22.07.2001
Foto: EG

Abb. 24
Süd-Italien, Pollino, 19.07.2003
Foto: SH

Abb. 25
Griechenland, Falakron-Gebirge, 15.07.01
Foto: EG

Abb. 26
Süd-Italien, Pollino 19.07.2003
Foto: SH

Abb. 27
Italien, Basilikata, Brienza, 30.07.2014
Foto: HP

Ab
b. 28
Italien, Kalabrien, Mt Pollino, 08.08.2014
Foto: HP

Abb. 29
Griechenland, Pangäon-Gebirge, 02.08.2001
Foto: EG

Abb. 30
IItalien, Mte. Pollino, 10.08.2013
zerlegte Blüte auf 5mm kariertem Papier
Foto: UG

Abb. 31
Süd-Italien, Pollino, 19.07.2003
Foto: SH

Abb. 32
Süd-Italien, Pollino, 19.07.2003
Foto: SH

Abb. 33
Süd-Italien, Pollino, 19.07.2003
Foto: SH

Abb. 34
Süd-Italien, Pollino, 19.07.2003
Foto: SH

Abb. 35
Süd-Italien, Pollino, 19.07.2003
Foto: SH

Abb. 36
Süd-Italien, Pollino, 19.07.2003
Foto: SH

Abb.
37
Italien, Basilikata, Abriola, 03.08.2013
Foto: HP

Abb. 38
Griechenland, östlich Kaimaksalan, 31.07.2017
Foto: HP

Abb. 39
Süd-Italien, Pollino, 19.07.2003
Foto: SH

Abb. 40
Griechenland, Falakron, 24. 07. 2000
Gynostemium von der Seite bei enfernten Sepalen und Petalen
Foto: HP


Abb. 41
Griechenland/ Vermion, Loc.typ., 24. 07. 2000
Seitensansicht der Blütebei enfernten
Sepalen und Petalen
Foto: HP


Abb
. 42
Italien, Basilikata, Brienza, 30.07.2014
Foto: HP

Abb. 43
Griechenland, östlich Kaimaksalan, 31.07.2017
Foto: HP

Abb
. 44
Italien, Basilikata, Brienza, 30.07.2014
Foto: HP

Abb. 45
Griechenland/ Falakron, 24. 07. 2000
Gynostemium mit Blick auf das Stigma
Foto: HP

Abb. 46
IItalien, Mte. Pollino, 10.08.2013
Studie der Säule
Foto: UG
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