Italienische Ständelwurz
Epipactis helleborine
(L.) (CRANTZ) subsp. latina W. ROSSI & E. KLEIN (1987)



Abb. 1
Slowenien, Tuljaki, 19.06.1999
Foto: SH


Abb. 2
Italien, Abruzzen, Arischia, 12.07.2003
Foto: SH



Abb. 3
Italien, Abruzzen, Castel del Monte, 13.07.2003
Foto: SH


Abb. 4
Italien, Abruzzen, Arischia, 12.07.2003
Foto: SH
Eine neue Unterart der Epipactis helleborine (L) CRANTZ aus Mittelitalien, Epipactis helleborine (L) CRANTZ ssp. latina W. ROSSI et E. KLEIN subspecies nova: Die Orchidee 38 (2), 93-95 (1987).
Typus:
Lagustelli di Percile, 750m, Latium, Italien

Syn.:
Epipactis latina B.BAUMANN & H. BAUMANN
Epipactis tremolsii C. PAU subsp. latina (W. ROSSI & E. KLEIN) S. HERTEL & A. RIECHELMANN.
Etymologie:
benannt nach der Provinz Latium.

Wuchs und Größe :

Habitus robust; Triebe einzeln, recht häufig auch in Gruppen; Wuchshöhe 35-100 cm

Stängel:

steif, relativ dick, unten kahl und weißlich grün, manchmal etwas rötlich, oberer Bereich stärker behaart

Blätter:

(3) 6-9 (11), gelblich grün bis grün, unten mehr oder weniger zusammengedrängt; fast zweizeilig angeordnet, aufgerichtet bis waagerecht abstehend, die unteren eiförmig bis rundlich, die oberen lanzettlich, zugespitzt, 5-9 cm lang und 4-7 cm breit, der Rand meist mehr oder weniger stark gewellt,
Hochblätter
1–3, lanzettlich; mehr oder weniger deutliche Lücke zwischen den obersten Blättern und dem Beginn des Blütenstandes

Blütenstand:

Ähre ein Drittel bis die Hälfte des Stängels einnehmend, dicht bis locker, fast einseitswendig, 10-60 Blüten
Spindel im Bereich des Blütenstandes stärker und weißlich grau behaart

Fruchtknoten und Stiel:

Stiel wenig behaart, nicht bis kräftig violett überlaufen
Frucht kaum behaart
Fruchtknoten grün, schwach behaart, schmal birnenförmig

Tragblätter:

meist relativ kurz und schmal, unterste normalerweise kaum länger als die Blüten

Blüten:

mittelgroß, sehr ähnlich denen von Ep. helleborine, teils etwas farbiger
fast waagrecht ausgerichtet, glockig bis weit geöffnet

Bestäubung allogam

Sepalen:

außen und innen gelblich grün, mehr oder weniger stark violett überlaufen (innen stärker als außen), gekielt, 8-12 mm lang, 4-6 mm breit

Petalen:

kaum kleiner, breit eiförmig zugespitzt, kahl, seltener gelblich grün, meist blass rosa bis purpurn, farbiger als die Sepalen

Hypochil:

kesselförmig, in der Form sehr variabel, Durchmesser im Mittel 5 mm; außen weiß, hellgrün oder rötlich, innen grünlichbraun bis schwarzbraun, Nektar führend
Durchgang zwischen Hypo- und Epichil: mittel,Kragen von mittlerer Breite

Epichil/Kalli:

breit, rundlich bis herzförmig, teils zugespitzt; Spitze meist nach unten und hinten geschlagen; ca. 5-6 mm lang, 5 mm breit, in etwa so groß wie das Hypochil, manchmal etwas breiter; weißlich, grünlich oder rosa; Kalli oft schwach, seltener kräftig ausgebildet, nur undeutlich gegliedert, aber öfter mit deutlichem Mittelkiel, meist farblich abgehoben (blassrosa, purpur oder bräunlich), Übergang gelegentlich unscharf

Gynostemium:

Anthere kurz gestielt; Klinandrium gut entwickelt;
Viscidium deutlich ausgebildet und auch bei Trockenheit voll funktionsfähig;
Narbe m.o.w. rechteckig;
Pollinien kompakt

Blütezeit:

E5) A6 – E7 (A8), ca. vier Wochen früher als Epipactis helleborine im gleichen Gebiet
Variabilität:
--
Verwechslungsmöglichkeiten:

Epipactis helleborine subsp. latina unterscheidet sich sowohl von subsp. helleborine als auch von den anderen xerophilen Arten Epipactis tremolsii, turcica und heraclea durch das konstanter ausgeprägte Kennzeichen der am Stängelgrund gedrängten Blätter und der oft recht deutlichen Lücke zwischen Blättern und Blütenstand. Außerdem hat subsp. latina keinen bronzefarben überlaufenen Stängel. Die Blätter von Epipactis helleborine subsp. helleborine sind in der Regel länger und waagerechter orientiert, während die von Epipactis tremolsii kürzer und breiter sind. Die untersten Tragblätter sind bei Epipactis tremolsii meist deutlich länger als die Blüten, während sie bei Epipactis helleborine subsp. latina meist nur so lang wie die Blüten sind.

Verbreitung

Gebiet:

Mittelitalien, Istrien

Höhe:

200 – 1700 m


Stand 2014
Verbreitungsgebiet
Kartenquelle: www.mygeo.info
Standort

Boden:

auf trockenen, basischen bis kalkreichen Böden

Exposition:

jede, seltener an Nordhängen

Biotoptyp:

sonnige und halbschattige Stellen in Mager- und Xerothermrasen, Gebüschsäume, lichte Eichenwälder, Wegränder und Straßenböschungen


Abb. 5
Italien, Majella, Fara S. Martino, 10.06.2006
Foto: HP
Besonderheiten
Die Sippe tritt gern in Gruppen auf.

Problematik
Epipactis helleborine supsp. latina W. ROSSI & E. KLEIN unterscheidet sich von subsp. helleborine nur durch die meist am Stängelgrund gedrängten Blätter, was standortbedingt sein kann, während die Blüten identisch scheinen, im Schnitt nur ein wenig stärker rot überlaufen. Ähnliche Exemplare aus vergleichbaren Biotopen Mitteleuropas werden dagegen nach wie vor zu subsp. helleborine gestellt. Auch L. BONGIORNI, R. DE VIVO & S. FORI vertreten die Ansicht, dass es sich bei Epipactis helleborine supsp. latina nur um morphologische Modifikationen von Epipactis helleborine handelt (GIROS Notizie 55: 85-88 (2014).

Die von W. ROSSI & E. KLEIN beschriebene Unterart wurde von B. & H. BAUMANN als Epipactis latina in den Artrang erhoben. Die von ihnen dabei abgebildeten Pflanzen sowie die Beschreibung der Blätter entsprechen nicht der Beschreibung von ROSSI & KLEIN. Diese Pflanzen unterscheiden sich deutlicher von Epipactis helleborine und ähneln eher Epipactis distans.

 



Abb. 6
Italien, Abruzzen, Isernia, 15.06.2001
Foto: HP

Abb. 7
Italien, Majella, Fara S. Martino, 10.06.2006
Foto: HP

Abb. 8
Slowenien, Tuljaki, 19.06.1999
Foto: SH

Abb. 9
Italien, Abruzzen, Arischia, 12.07.2003
Foto: SH

Abb. 10
Italien, Majella, Fara S. Martino, 10.06.2006
Foto: HP

Abb. 11
Italien, Abruzzen, Isernia, 15.06.2001
Foto: HP

Abb. 12
Italien, Abruzzen, Arischia, 12.07.2003
Foto: SH

Abb. 13
Italien, Potenza, Anzi, 17.05.2005
Foto: HP

Abb. 14
Italien, Majella, Fara S. Martino, 10.06.2006
Foto: HP

Abb. 15
Italien, Abruzzen, Castel del Monte, 13.07.2003
Foto: SH

Abb. 16
Italien, Majella, Fara S. Martino, 10.06.2006
Foto: HP

Abb. 17
Italien, Majella, Fara S. Martino, 10.06.2006
Foto: HP

Abb. 18
Italien, Majella, Fara S. Martino, 10.06.2006
Foto: HP

Abb. 19
Italien, Majella, Fara S. Martino, 10.06.2006
Foto: HP

Abb. 20
Italien, Majella, Fara S. Martino, 10.06.2006
Foto: HP

Abb. 21
Slowenien, Tuljaki, 19.06.1999
Foto: SH

Abb. 22
Slowenien, Tuljaki, 19.06.1999
Foto: SH

Abb. 23
Slowenien, Tuljaki, 19.06.1999
Foto: SH

Abb. 24
Italien, Abruzzen, Castel del Monte, 13.07.2003
Foto: SH

Abb. 25
Italien, Abruzzen, Castel del Monte, 13.07.2003
Foto: SH

Abb. 26
Italien, Majella, Fara S. Martino, 10.06.2006
Foto: HP

Abb. 27
Italien, Majella, Fara S. Martino, 10.06.2006
Foto: HP

Abb. 28
Italien, Majella, Fara S. Martino, 10.06.2006
Foto: HP

Abb. 29
Italien, Majella, Fara S. Martino, 10.06.2006
Foto: HP

Abb. 30
Italien, Majella, Fara S. Martino, 10.06.2006
Foto: HP

Abb. 31
Italien, Majella, Fara S. Martino, 10.06.2006
Foto: HP

Abb. 32
Italien, Abruzzen, Isernia, 15.06.2001
Foto: HP

Abb. 33
Italien, Abruzzen, Isernia, 15.06.2001
Foto: HP

Abb. 34
Italien, Abruzzen, Isernia, 15.06.2001
Foto: HP

Abb. 35
Italien, Majella, Fara S. Martino, 10.06.2006
Foto: HP

Abb. 36
Italien, Abruzzen, Isernia, 15.06.2001
Foto: HP

Abb. 37
Italien, Abruzzen, Isernia, 15.06.2001
Foto: HP

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