Gargano- Ständelwurz
Epipactis garganica S. HERTEL

Weitere Erkenntnisse zur Vielfalt der Epipactis-Arten im südlichen Italien, Stefan HERTEL und Helmut PRESSER; Berichte aus den Arbeitskreisen Heimische Orchideen. 36 (1): 5-61 (2019).

Abb. 1
Italien; Apulien, Gargano, Foresta Umbra, 17.07.2016
Typus
Foto: SH

Abb. 2
Italien; Apulien, Gargano, Foresta Umbra, 18.07.2016
Foto: SH

Typus: Italien, Gargano, Foresta Umbra, 730 m s. m., 05.08.2016, hinterlegt im Herb. UNIBAS

Syn.: -

Etymologie: Benannt nach der bisher bekannten Verbreitung am Gargano.

Wuchs und Größe :	kleine bis mittelgroße Pflanzen, 15-35 cm hoch
Stängel:	mittlere Stärke, gerade und höchstens ein wenig hin und her gebogen, rein grün, im basalen Teil schwach, weiter oben etwas stärker flaumig weiß behaart
Blätter:	Niederblätter 1-2, manschettenförmig; Laubblätter 2-4 (5), die größten bis 7 cm lang und bis 3 cm breit, lanzettlich bis breit lanzettlich, spitz, (hell)grün, waagerecht orientiert und die Enden etwas überhängend, leicht rinnig bis glatt, mit relativ geradem Rand; Blattscheide grün; Hochblätter 0-2, bis 3 cm lang und bis 0,6 cm breit, lanzettlich bis schmal lanzettlich, spitz Blattstellung oft auffallend zweizeilig
Blütenstand:	locker, auffallend kurz, ein Fünftel bis ein Viertel einnehmend, 2-11 Blüten; Spindel kurz flaumig weißlich-grau behaart
Fruchtknoten und Stiel:	Frucht grün, länglich bis schmal oval, schwach weißlich behaart; Stiel grün; an der Basis grün bis leicht violett
Tragblätter:	lanzettlich, +/- waagerecht orientiert, auch das unterste meist kürzer als die Blüten, manchmal auch deutlich länger
Blüten:	mittelgroß, waagrecht abstehend bis leicht nickend, gut geöffnet bis geschlossen bleibend, reife Knospen sind kugelig
Bestäubung	autogam
Sepalen:	hellgrün bis grün, schmal eiförmig, spitz, seitliche ca. 11 mm lang und 5 mm breit
Petalen:	etwas blasser grün, gelegentlich, insbesondere im Randbereich, leicht rosa getönt, meist schmal eiförmig, ca. 9 mm lang und ca. 5 mm breit, Spitzen häufiger nach hinten gebogen
Hypochil:	mittelgroß, kreisrund, ca. 4 mm x 4 mm, tief napfförmig, außen hellgrün, innen grün, teilweise mit bräunlichen Flecken, wenig Nektar führend
Durchgang zwischen Hypo- und Epichil:	U-förmig, mittelbreit, mit breitem Kragen
Epichil/Kalli:	breit dreieckig, vorne rundlich wirkend, Spitze meist nach unten gebogen, ca. 3 mm x 4 mm, weiß mit blass grünem, wenig ausgeprägtem Mittelkallus, Seitenkalli etwas kräftiger, gelegentlich blassrosa angehaucht, schwach bis normal ausgeprägt
Gynostemium:	Klinandrium und Rostellum voll entwickelt, Viscidium vorhanden, aberfunktionsunfähig, Narbe rechteckig bis oval und etwas gehöhlt, Anthere sitzend, Pollinien bereits beim Öffnen der Blüte krümelig und quellen auf die Narbe
Blütezeit:	spät, M 7 – M 8

Variabilität: Epipactis garganica ist nach bisheriger Kenntnis wenig variabel.

Verwechslungsmöglichkeiten:

Ep. garganica ähnelt auf den ersten Blick Ep. pontica. Sie unterscheidet sich von dieser durch gleichmäßig an Stängel verteilte Blätter, weiter offene Blüten und längere Sepalen mit zurückgebogenen Spitzen. Das Zentrum des Epichils und die Petalen sind öfter rosa getönt, der Kallus ist kräftiger und nicht so flach und das Hypochil ist rundlich und nicht länglich. Andere italienische Arten, wie Ep. calabrica und Ep. etrusca, die früher als Ep. pontica geführt wurden, haben kein grünes Hypochil und es dominieren Rosa- oder Violetttöne im Bereich der Blüten.

Stand 2020
Verbreitungsgebiet
Kartenquelle: www.mygeo.info

Verbreitung

Gebiet:	nach aktueller Kenntnis ein Endemit des Gargano
Höhe:	um 650-800 m

Standort

Boden:	frische Böden mit ausreichend Feuchtigkeit zur Blütezeit, halbschattig bis schattig
Exposition:	aus allen Richtungen bekannt
Biotoptyp:	unterwuchsarmer bis grasiger Buchenwald