Duero-Ständelwurz
Epipactis duriensis
BERNARDOS, D. TYTECA, REVUELTA & AMICH 2004


* A new endemic species of Epipactis (Orchidaceae) from north-east Portugal. - Botanical Journal of the Linnean Society145: 239–249 (2004).


Abb. 1
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP




Abb. 2
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP




Abb. 3
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP




Abb. 4
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica), mit langem Epichil, 30.05.2013
Foto: HP

Typus:
Portugal: Trás-os-Montes, Freixo de Espada-à-Cinta, Ponte de Zom, 41°04’N 6°49‘W, 560m, südostexponiert

Syn.:
Epipactis tremolsii C. PAU subsp. duriensis (BERNARDOS, D. TYTECA, REVUELTA & AMICH) KREUTZ,
Kompendium der Europäischen Orchideen 2004: 67.
Epipactis tremolsii C. PAU var. duriensis (BERNARDOS, D. TYTECA, REVUELTA & AMICH) P. DELFORGE,
Natural. Belges 85 (Spécial Orchidées 17): 251 (2004).

Etymologie:
benannt nach dem Verbreitungsgebiet (Duero-Tal, Duero-Bassin)

Wuchs und Größe :

Habitus schlank bis robust; Triebe einzeln, häufig auch in Gruppen; Wuchshöhe 20 – 35 (40) cm; sterile Triebe sind selten

Stängel:

an offenen Stellen kräftig, im Schatten eher schlank, unten kahl, meist grün, selten bräunlich oder leicht violett überlaufen, oberer Bereich kurz behaart

Blätter:

Laubblätter (3) 4 – 8 (10), häufig zweizeilig gestellt und den Stängel hoch hinauf reichend, hell- bis dunkelgrün (selten bläulich grün), die mittleren 4(-5) 5–6 x 3–4 cm, oval bis spitz eiförmig, seltener spitz lanzettlich, schräg aufrecht bis fast waagrecht in gleichen Abständen vom Stängel abgehend, oft etwas nach unten gebogen; flach ausgebreitet (besonders an schattigen Stellen) bis etwas rinnig, am Rand meist leicht gewellt, relativ derb; Blattansatz meist grün, selten violett überlaufen
Hochblätter 0 – 2, breit bis schmal lanzettlich, spitz

Blütenstand:

weder besonders reich- noch dichtblütig, teils lockerblütig, mit 10 – 25 (35) Blüten, gewöhnlich ein Drittel bis die Hälfte des Stängels einnehmend, oft direkt an den Blattbereich angrenzend.
Spindel im Bereich des Blütenstandes kurz und weiß behaart, selten noch zur Blütezeit violett überlaufen


Fruchtknoten und Stiel:

Stiel schwach behaart, grün, seltener am Ansatz bräunlich oder violett überlaufen; Fruchtknoten kaum behaart grün, seltener etwas bräunlich zwischen oder auf den Rippen

Tragblätter:

breit bis schmal lanzettlich, das unterste häufiger relativ breit, deutlich länger als die Blüten (bis 3x so lang), dann schnell kürzer werdend, die oberen teils kürzer als der Fruchtknoten; m.o.w. waagrecht abstehend

Blüten:

mittelgroß, sehr ähnlich denen von Ep. tremolsii, meist aber weniger kräftiger gefärbt; waagrecht ausgerichtet bis hängend, glockig bis weit geöffnet

Bestäubung

allogam, vermutlich fakultative Autogamie

Sepalen:

8,5 – 9,5 x 3,5 – 4,5 mm, Außenseiten meist rein grün, gelegentlich violette Bereiche an den Spitzen, Innenseite ebenfalls meist grün, teils etwas rötlich überlaufen

Petalen:

etwas kleiner (6,5 – 7 x 3,5 – 4 mm), oft ein wenig farbiger bzw. weniger grün als die Sepalen

Hypochil

groß, 2,5–3 x 3–3,5 mm, fast kugelig bis oval, außen schmutzig grün mit rotem Rand bis grün, kaum weißlich; innen olivfarben bis schwarzbraun, Nektar führend

Durchgang zwischen Hypo- und Epichil: breit, meist breiter als bei Ep. helleborine; Kragen variabel, oft breit

Epichil/Kalli:

sehr breit bis herzförmig, teils so lang wie breit, oft zugespitzt, 3,5–4,5 x 4–5 mm, häufig nach unten umgeschlagen; manchmal am Rand gezähnt und selten etwas aufgebogen, selten weißlich, oft zumindest im Randbereich grün, ansonsten hell bis dunkel rosa oder rot; Kalli schwach bis kräftig ausgebildet, von undeutlich gegliedert bis stark gefurcht, oft dunkler als der übrige Teil des Epichils

Gynostemium:

Viscidium deutlich ausgebildet und auch bei Trockenheit voll funktionsfähig, Pollinien lange kompakt

Blütezeit:

früh, von M5-E6 je nach Standort, Höhe und Exposition



Variabilität:
Wie fast alle allogamen Epipactis-Arten variiert die Sippe sehr deutlich im Habitus, abhängig von Alter, Beschattung und verfügbarer Boden- und Luftfeuchtigkeit.
Besonders variabel sind die Anzahl, Größe, Form und Stellung der Laubblätter und ihre Entfernung vom Untergrund. Dies ist im Allgemeinen abhängig von den Standortbedingungen, speziell von der Beschattung.
Weiteres siehe unter „Problematik“!
Verwechslungsmöglichkeiten:

Ep. lusitanica und Ep. tremolsii sind sehr ähnlich, Epipactis duriensis könnte als Zwischenform zwischen beiden bezeichnet werden.
Von Ep. tremolsii unterscheiden sich viele Exemplare durch einen weniger kräftigen Habitus mit lockerer stehenden Blüten. Der Blütenstiel ist meist rein grün, auch zeigen die Blüten mehr Grün-Anteile.
Von vielen Exemplaren der Ep. lusitanica unterscheidet sich die Sippe durch einen kräftigeren Habitus und den meist grünen Blütenstiel.
Ep. helleborine var. castanearum ist ebenfalls sehr ähnlich, ihr Habitus ist meist graziler durch eine geringere Blattzahl. Der Durchgang von Epichil zu Hypochil ist etwas schmäler, das Epichil weist weniger Grüntöne auf, der Blütenstiel ist violett.
Verbreitung

Gebiet:

Bisher nur von wenigen Stellen in NO-Portugal bekannt, vermutlich ist die Kenntnis der Verbreitung durch Abgrenzungsschwierigkeiten sehr unsicher.

Höhe:

zwischen 500 und 600 m


Stand 2017
Verbreitungsgebiet
Kartenquelle: www.mygeo.info

Abb. 5
Portugal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP
Standort

Boden:

silikatisch, sauer, auf Quarz-Verwitterungsböden

Exposition:

jede


Biotoptyp:

lichte, Wärme liebende Eichenwälder, seltener grasige Ginster- und Zistrosenfluren, Wegränder: sonnig aber über längere Zeit des Tages beschattet, häufiger halbschattig, seltener relativ schattig

Besonderheiten
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Problematik
Die Originalbeschreibung weicht in einigen Punkten von unseren Beobachtungen ab. Dies betrifft beispielsweise das Auftreten von Gruppen (nicht einmal selten), den Anteil der Infloreszenz am Habitus, die Behaarung der Spindel und die Blüten. In der Beschreibung wird eine sehr eigenartige Blüte mit verbogener Lippe gezeigt, die wir nur bei einem einzigen Exemplar in der Population fanden. Letztendlich bleibt als nahezu durchgehender Unterschied zu Epipactis tremolsii (inclusive der zierlicheren lusitanica) der meist grüne Blütenstiel sowie die allgemeine Tendenz zu weniger Farbe in allen Pflanzenteilen. Ob dies ausreicht ein eigenes Taxon (besonders auf Artebene) zwischen tremolsii und der nicht immer unterscheidbaren lusitanica zu führen, sei dahingestellt.
Morphologisch steht die Sippe näher an lusitanica als an tremolsii, die sehr geringen habituellen Unterschiede bei den 3 Taxa korrelieren sehr gut mit der Beschaffenheit des Untergrunds.

Ansonsten gilt das unter Epipactis tremolsii Gesagte.
Die Abgrenzung zur früh blühenden, aus Südfrankreich beschriebenen Ep. helleborine var. castanearum gelingt kaum, da sie im Habitus teilweise nicht zu unterscheiden ist. Lediglich die Blüten weisen bei dieser später beschriebenen Sippe geringe Unterschiede auf (siehe Verwechslungsmöglichkeiten).




Abb. 6
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 7
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 8
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP


Abb. 9
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
fast völlig schattiger Wuchsort am N-Hang
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 10
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 11
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 12
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 13
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica), "untypisch" flach ausgebreitete Blätter
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 14
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 15
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica), 30.05.2013
Foto: HP

Abb. 16
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica), tremolsii-typische Blattfärbung, 30.05.2013
Foto: HP

Abb. 17
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 18
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 19
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica), besonders kräftig gefärbte Blüten
30.05.2013
Foto: HP
Abb. 20
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 21
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 22
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 23
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica), 30.05.2013
Foto: HP

Abb. 24
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 25
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 26
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 27
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 28
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 29
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 30
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 31
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 32
Portugal, Duro-Tal, Freixo de Espada a Cinta (terra typica),
30.05.2013
Foto: HP

Abb. 33
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