Herbst-Ständelwurz
Epipactis autumnalis
D. DORO 2007


*Epipactis autumnalis* D. DORO ; spec. nova – Una nuova specie di Epipactis rinvenuta in Veneto (Italia), Jour. Eur. Orch. 39(3/4): 567-586 (2007)

Typus:
Italien, Veneto, Selva in Trissini, 782 m s. m. 10.09.2004, hinterlegt im Herbar Patavinum

Synonyme:

- - -

Etymologie:
Benannt nach der späten Blütezeit im Herbst.


Abb. 1
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: SH



Abb. 2
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: SH




Abb. 3
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 02.08.2010
Foto: UG




Abb. 4
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: SH

Größe und Wuchs :

mittelgroße Pflanze, (8) 27-35 (71) cm hoch

Stängel:

fast immer einzeln, mittlere Stärke, gerade bis leicht bogig, im unteren Teil kahl, im oberen dichter behaart, hellgrün bis grün, an der Basis immer violett überlaufen

Blätter:

Niederblätter 0-1, manschettenförmig; Laubblätter (1) 2-3 (5), mehr oder weniger spiralig angeordnet, das unterste 0,8-3,3 cm lang und 0,5-2,4 cm breit, rundlich bis oval, an der Basis rosa-violett überlaufen, waagerecht abstehend bis leicht aufgerichtet am Ende nach unten gebogen, die mittleren 3-7 cm lang und 2-6 cm breit, eiförmig, meist waagerecht stehend, hellgelblichgrün bis grün, normalerweise kürzer als die Internodien, Blattränder leicht gewellt. Hochblätter 0-1, breit lanzettlich, grün

Blütenstand:

locker, 5-30 cm lang, maximal die Hälfte der Pflanzenhöhe, beginnt (4,5) 6-8 (10,5) cm nach den obersten Blättern, (1) 10-13 (28) Blüten, mehr oder weniger einseitswendig; Spindel kurz flaumig weißlich behaart

Fruchtknoten und Stiel:

dunkelgrün, lang und schlank, schwach behaart, Stiel kurz bis lang, sehr schwach behaart, an der Basis dunkelviolett, selten bräunlich grün

Tragblätter: die unteren breit lanzettlich, nach oben hin schmaler und kürzer werdend, waagrecht abstehend bis schräg nach oben gerichtet, das unterste oft laubblattartig, auffallend größer als die nächstfolgenden

Blüten:

klein, gut geöffnet, anfangs leicht, später etwas stärker hängend

Bestäubung: autogam

Sepalen:

breit eiförmig bis breit lanzettlich, zugespitzt, die seitlichen leicht nach unten gerichtet, außen grün, innen hellgrün, sehr selten rötlich überlaufen, 8–9 mm lang, 3,5–4,5 mm breit, mit dunkelgrünen Nerven

Petalen:

breit lanzettlich bis eiförmig, außen und innen hellgrün, innen meist etwas hellrosa überlaufen, selten stärker überlaufen, 6,5-8 mm lang, 3,5-4,2 mm breit

Hypochil:

tief, rundlich, außen hell weißlich-grün, innen bräunlich bis braunoliv, 2,8-4 mm lang und 3-4 mm breit, Nektar führend

Durchgang zwischen Hypo- und Epichil:

mittelbreit, flach, mit sehr breitem Kragen

Epichil/Kalli:

dreieckig, öfter mit hoch gebogenen Rändern, so breit wie lang (2,8-3,4 x 2,8-3,4), weißlich, mit zwei eher schwach entwickelten und fast ungegliederten grünlichen (selten auch leicht rosa) Kalli, sowie einem, kurzen, mehr oder weniger deutlichem Mittelkallus, Spitze meist vorgestreckt, manchmal auch leicht umgeschlagen

Gynostemium:

Klinandrium schwach entwickelt, Rostellum gut entwickelt, Viscidium immer vorhanden und zu Beginn der Anthese gut sichtbar und wirksam, dann aber schnell vertrocknend; Pollinien bereits in der Knospe bröselig, Narbe rechteckig, manchmal mit runden Ecken, Anthere groß, ungestielt, leicht hängend, gelblich, nicht das Rostellum überragend

Blütezeit:

(E7) A8 – E10; sehr langer Blütezeitraum



Variabilität:

Gering – manchmal schwache Rotfärbung in den Blüten und etwas unterschiedliche Ausprägung der Narbenform.


Verwechslungsmöglichkeit:

Sehr ähnlich ist Epipactis zaupolensis. Diese hat mehr und kleinere Blätter, einen dickeren Stängel und einen längeren Blütenstand, Epipactis autumnalis hat ein deutlich größeres unterstes Tragblatt. Der Kragen beim Übergang vom Hypochil zum Epichil ist bei Epipactis autumnalis deutlich breiter. Die Spitzen der Petalen sind bei Epipactis zaupolensis immer zurückgebogen, während dies bei Epipactis autumnalis selten der Fall ist. Weitere Merkmale im Vergleich finden Sie hier.
Von Epipactis tallosii unterscheidet sie sich durch etwas kleinere Blüten, einen breiteren Übergang vom Hypochil zum Epichil, mehr Violettanteilen, was in dunkleren Blättern und mehr Rotanteilen in den Petalen, einem violetten Blütenstiel und dem manchmal bräunlich oder rötlich überlaufenen Kallus zum Ausdruck kommt.
Im Unterschied zu beiden Arten wächst Epipactis autumnalis in trockeneren Wäldern und nicht im Auwald.
Epipactis helleborine
, die in ähnlichen Biotopen vorkommt, ist allogam, größer, besitzt mehr Blätter und das unterste Tragblatt ist deutlich kleiner.

Verbreitung

Gebiet:

bisher nur aus einem kleinen Bereich Oberitaliens bekannt: Vorberge des Lessinischen Gebirges westlich des Flusses Agno zwischen Sette Roccoli und dem Monte Faldo in der Region Veneto, Provinz Vicenza

Höhe:

620 - 830 m


Stand 2011
Verbreitungsgebiet
Kartenquelle: www.mygeo.info
Standort

Boden:

frische, tiefgründige, saure Böden über Basalt mit ausreichend Feuchtigkeit zur Blütezeit

Exposition:

meist leicht geneigt bis eben, eher östlich bis südlich orientiert

Biotoptyp:

schattige, relativ trocken wirkende Laubwälder, oft mit Corylus avellana (Haselnuss) und Hedera helix (Efeu).

Besonderheiten:

- - -
Problematik:

Epipactis autumnalis und Epipactis zaupolensis sind sich trotz der aufgeführten Unterschiede insbesondere in den Blütenmerkmalen sehr ähnlich, so dass nicht auszuschließen ist, dass sie dieselbe Art darstellen. Die Unterschiede im Habitus könnten auch standortbedingt sein. Erst mit weiteren Funden wird sich der Status dieser beiden Arten klären lassen.

Abb. 5
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 24.08.2011
Foto: HZ

Abb. 6
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 02.08.2010
Blick auf den Haselnusswald am Monte Faldo - im Vordergrund anstehendes Gestein vulkanischen Ursprungs
Foto: UG


Abb. 7
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Haselnuss-Buschwald, weitere Orchideenarten: Epipactis helleborine, in weiteren Bereichen auch E. neglecta
Foto: HP

Abb. 8
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: SH

Abb. 9
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: SH

Abb. 10
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: SH

Abb. 11
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 25.08.2008
Foto: WW

Abb. 12
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: SH

Abb. 13
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: HP

Abb. 14
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: SH

Abb. 15
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: HP

Abb. 16
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 02.08.2010
Foto: UG

Abb. 17
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 24.08.2011
Foto: HZ

Abb. 18
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 24.08.2011
fruchtendes Exemplar
Foto: HZ

Abb. 19
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
schwache Pflanze
Foto: SH

Abb. 20
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 24.08.2011
schwaches Exemplar
Foto: HZ

Abb. 22
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: HP

Abb. 23
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 25.08.2008
Foto: WW


Abb. 24
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 02.08.2010
Austrieb

Foto: UG



Abb. 25
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 02.08.2010
laubblattartiges erstes Tragblatt

Foto: UG

Abb. 26
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Blüten anfangs wenig, später stärker hängend
Foto: HP

Abb. 27
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 24.08.2011
sehr großes erstes Tragblatt
Foto: HZ

Abb. 28
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: SH

Abb. 29
Italien, Vicenza, Quargnenta, 28.08.2008
Foto: SH

Abb. 30
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: SH

Abb. 31
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 25.08.2008
Foto: WW

Abb. 32
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: SH

Abb. 33
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: HP

Abb. 34
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: SH

Abb. 35
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 02.08.2010
Foto: UG

Abb. 36
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: SH

Abb. 37
Italien, Vicenza, Quargnenta, 28.08.2008
recht intensive Rotfärbung auf Petalen und Epichil
Foto: SH

Abb. 38
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 25.08.2008
Foto: WW

Abb. 39
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: HP

Abb. 40
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 02.08.2010
Foto: UG

Abb. 41
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 24.08.2011
Foto: HZ

Abb. 42
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 24.08.2011
Foto: HZ

Abb. 43
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 24.08.2011
Foto: HZ

Abb. 44
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 02.08.2010
Foto: UG

Abb. 45
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 02.08.2010
Foto: UG

Abb. 46
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: SH

Abb. 47
Italien, Vicenzao, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: SH

Abb. 48
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: SH

Abb. 49
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: SH

Abb. 50
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: SH

Abb. 51
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Narbenfläche mit abgerundeten Ecken
Foto: SH

Abb. 52
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
ungewöhnlich farbige Blüte
Foto: HP

Abb. 53
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: HP

Abb. 54
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: HP


Abb. 55
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 02.08.2010
Foto: UG

Abb. 56
Italien, Vicenza, Quargnenta, 28.08.2008
Foto: SH

Abb. 57
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: SH

Abb. 58
Italien, Vicenza, Quargnenta, 28.08.2008
Foto: SH


Abb. 59
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: SH

Abb. 60
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: SH

Abb. 61
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 02.08.2010
Ameisen können als zufällige Bestäuber fungieren
Foto: UG

Abb. 62
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 02.08.2010
Blüte aus dem unteren Blütenstandsdrittel
Foto: UG

Abb. 63
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 02.08.2010
bröselige Pollinien bereits in der Knospe
Foto: UG

Abb. 64
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 02.08.2010;
an frischen Blüten kann das Viscidium noch wirksam sein, trocknet dann aber schnell ein
Foto: UG

Abb. 65
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: HP

Abb. 66
Italien, Vicenza, Quargnenta, 28.08.2008
Foto: SH

Abb. 67
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: HP

Abb. 68
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 28.08.2008
Foto: HP

Abb. 69
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 25.08.2008
Studie des Säulchens
Foto: WW

Abb. 70
Italien, Vicenza, Selva in Trissini (loc. typ.), 25.08.2008
Detail des Blattrandes
Foto: WW

Abb. 71
Vergleich des Säulchens und der Lippe von Ep. autumnalis und Ep. zaupolensis
Foto: WW


© 2011 AHO Bayern e. V.