Affen-Knabenkraut
Orchis simia
(LAM.)



Abb. 01
Deutschland, Bayern, Dollnstein/ Altmühltal, 14.05.2015
Foto: H. Presser
Unterfamilie: Orchidoideae
Tribus: Orchideae
Subtribus: Orchidinae
Blütezeit: (E4) A5 - M5 (E5)

Beschreibung
(15) 20 bis 30 (40) cm hoch, die 3-7 überwiegend rosettig angeordneten Laubblätter sind relativ breit, hellgrün. Sie erscheinen am Ende des Winters als Spross (dann besonders trittempfindlich!). Die 10 - 30 Blüten ähneln denen von Orchis militaris, haben aber deutlich schmälere und etwas längere Seitenlappen, die weiße Basis und der Mittelteil der meist fünflappigen Lippe ist mit roten Papillen besetzt.
Der Blütenstand blüht relativ schnell von oben nach unten
auf, einzigartig in Bayern. Der Helm ist geschlossen, i.d.R. klaffen nur die Spitzen auseinander.
Der Sporn ist weiß, eher dick, stumpf und schräg nach unten gerichtet.
Variation:
Albinos mit weißen Blüten sind aus Bayern bisher nicht bekannt.

Verwechslung:
Das Helmknabenkraut Orchis militaris blüht etwas später und langsamer auf. Wie bei den übrigen mitteleuropäischen Orchideen öffnen sich hier zuerst die unteren Blüten. Die 4 Seitenlappen der Lippe (besonders die unteren beiden) sind kürzer und breiter.


Abb. 02
Deutschland, Bayern, Dollnstein/Altmühltal,
14.05.2015
Foto: H. Presser

Abb. 03
Deutschland, Bayern, Dollnstein/Altmühltal,
27.04.2015
Foto: H. Presser

Lebensraum
In warmer Lage (bisher nur westorientiert), sonnig bis halbschattig, Magerrasen auf nicht zu trockenem, kalkhaltigem Boden (z.B. Muschelkalk), meist in Gebüschnähe, im Gebüsch oder unter Obstbäumen in einer Streuobstwiese. Der Untergrund im Gebüsch ist fast vegetationsfrei (gelegentlich dickeres Moos), im offenen Gelände steht die Art in lückiger bis dichter, nicht zu kurzer Krautflur, auch hier ist offener Boden bemoost. In Unterfranken wächst sie auf etwa 220 m, im Altmühltal auf 430 m ü.d.M.


Abb. 04
Deutschland, Bayern, Dollnstein/Altmühltal,
11.05.2015
Foto: H. Presser

Abb. 05
Deutschland, Bayern, Dollnstein/Altmühltal,
14.05.2015
Foto: H. Presser

Abb. 06
Deutschland, Bayern, Dollnstein/Altmühltal,
29.04.2015
Foto: H. Presser
Verbreitung:
Bisher sind nur 2 Fundorte in Bayern bekannt, beide wurden erst 2014 entdeckt: Je eine Stelle in Unterfranken und in Oberbayern im Altmühltal. In Deutschland ist die wärmeliebende, allgemein seltene Art nur im Südwesten verbreitet, die meisten Fundorte liegen in Baden-Württemberg. Sehr selten ist sie in Rheinland-Pfalz. Das Gesamtverbreitungsgebiet reicht von SO-England über Frankreich bis NO-Spanien, über Italien, den Balkan und Ungarn bis ans Schwarze Meer. Auch die türkischen Küstengebiete bis Syrien sind im geschlossenen Verbreitungsgebiet. Daneben gibt es noch kleinere m.o.w. isolierte Populationen weiter im Osten, in Nordafrika und in Südspanien.

Verbreitungskarte im PDF-Format
Datenbasis AHO-Bayern und LfU

Karte mit Nachweis-Schwerpunkt ab 2021
Datenbasis AHO-Bayern



Abb. 07
Deutschland, Bayern, Dollnstein/Altmühltal,
14.05.2015
Foto: H. Presser

Gefährdung:
Die Besiedlung Bayerns erfolgte wohl erst vor kurzem aufgrund der Klimaerwärmung. Da insgesamt weniger als 40 Pflanzen bekannt sind, ist die Art hier bis auf weiteres extrem gefährdet. Im Altmühltal wachsen die Pflanzen zudem entlang eines Wanderwegs und sind hier durch Tritt und Diebstahl extrem gefährdet. Aufkommender Orchideentourismus würde die Lage noch verschärfen.


Abb. 08
Deutschland, Bayern, Dollnstein/Altmühltal,
14.05.2015
Foto: H. Presser

Abb. 09
Deutschland, Bayern, Dollnstein/Altmühltal,
14.05.2015
Foto: H. Presser

Abb. 10
Deutschland, Bayern, Dollnstein/Altmühltal,
14.05.2015
Foto: H. Presser

Abb. 11
Deutschland, Bayern, Dollnstein/Altmühltal,
07.05.2015
Foto: H. Presser
Besonderheiten:
Wie bei allen Orchis-Arten führt der Sporn führt keinen Nektar, der natürliche Fruchtansatz liegt zwischen 5 und 80%, bei wenigen blühenden Pflanzen vermutlich sehr niedrig. Auf die ungewohnte Aufblühfolge der Einzelblüten von oben nach unten wurde bereits hingewiesen. Nur noch 3 weitere Arten der ostmediterranen Flora weisen diese Eigenheit auf (Orchis galilaea, Anacamptis israelitica und Anacamptis boryi).

Helmut Presser


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