Wanzen-Knabenkraut
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Unterfamilie: Orchidoideae Tribus: Orchideae Subtribus: Orchidinae |
Blütezeit: (E5) A6 - A7 (in höheren Regionen) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Syn.: Anteriorchis coriophora (L.) KLEIN & STRACK |
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Beschreibung: |
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Roth - Blütenstand - Foto: H. Presser |
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Verwechslung: |
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Biotop bei Rain Foto: H. Presser |
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Lebensraum des Wanzen-Knaben-krautes bei Roth - Foto: H. Presser |
Rain - typische Blütenstände - Foto: H. Presser |
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Lebensraum Sommerwarm, vollsonnig, meist eben und buschreich, zumindest schwach kalkhaltig, besonders stickstoffarm, nicht sehr nass und nicht zu trocken. (1) Wechselfeuchte bis trocknere kiesige oder sandige Brennen in Flussauen, hier in lockerrasigen, gepflegten Bereichen. Gelegentliche Überschwemmungen mit Sediment-Eintrag scheinen förderlich zu sein. (2) Sehr magere, wechselfeuchte, anmoorige Wiesen, die gut gepflegt bzw. beweidet werden, hier meistens in trockneren, kurzrasigen Bereichen, gelegentlich zwischen Pfeifengras. (3) Sekundärbiotop Autobahn-Böschung (Ausnahme!) auf sandiger, leicht Feuchtigkeit ziehender Abgrabung (nicht Aufschüttung!). Hier in sehr lückiger Vegetation, Westhang. |
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Neuburg - Habitus - Foto: H. Presser |
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Hurlach - Einzelblüten mit kräftig roter Färbung Foto: H. Presser |
Roth - die Variationsbreite der Blütenfärbung reicht beim Wanzen-Knabenkraut von "schmutzig"-grün bis kräftig dunkelrot Foto: H. Presser |
Roth - seltene Form mit weiß- grünlichen Blüten und Tragblättern. Die rötlichen Anteile beschränken sich lediglich auf die Lippenzeichnung. Foto: H. Presser |
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Besonderheiten: Der Sporn führt im Gegensatz zu anderen Orchis-Arten zeitweise Nektar (bei schwacher Sonneneinstrahlung und guter Wasserversorgung), die Blüten zeigen vielleicht hierdurch einen hohen Fruchtansatz von mehr als 50%. Nach KLEIN & STRACK werden gewisse Insekten durch die Duftstoffe sexuell erregt, was sich beispielsweise bei Wanzen und Käfern an der Donau beobachten lässt. Bestäubt wird die Art in Bayern außerdem durch verschiedene Bienen- und Hummel-Arten, die sich aber eher durch den dargebotenen Nektar angezogen fühlen. |
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Rain - mit Honigbiene als Bestäuber Foto: H. Presser |
Roth - mit Hummel als Bestäuber Foto: H. Presser |
Neuburg - mit Gartenlaubkäfern als Bestäuber Foto: H. Presser |
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Neuburg - eine Feuerwanze als Bestäuber Foto: H. Presser |
Abensberg - eine Sandbiene als Bestäuber- Foto: H. Presser |
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Verbreitung In Deutschland nur noch in Bayern und Baden-Württemberg. Im übrigen Mittel-, West- und Osteuropa sehr selten, nur in den Gebirgen Südosteuropas und der Türkei etwas häufiger. Meldungen von Nordafrika und der Iberischen Halbinsel könnten auch der ssp. martrinii angehören. Dies trifft zumindest teilweise für die Iberische Halbinsel zu. |
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Gefährdung Wie kaum eine andere Art ist Orchis coriophora in ganz Mitteleuropa extrem stark zurückgegangen, selbst gesicherte Vorkommen konnten trotz Pflege nicht erhalten werden. Dies weist darauf hin, dass nicht die Landwirtschaft allein für den Rückgang verantwortlich gemacht werden kann. In Deutschland sind außer einer kleinen Population am Bodensee nur noch in Bayern wenige (ca. 35) Restbestände übrig geblieben. |
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Verbreitungskarte im PDF-Format Datenbasis AHO-Bayern und LfU Karte mit Nachweis-Schwerpunkt ab 2021 Datenbasis AHO-Bayern |
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Zwei Seltenheiten finden sich - ein Moorsackträger (Megalophanes viciella) am Wanzen-Knabenkraut bei Murnau Foto: Fam. Hoffmann |
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Helmut Presser | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nach neuen Ergebnissen der Forscher BATEMAN, PRIDGEON & CHASE (1997) stellte sich im Rahmen genetischer Untersuchungen heraus, dass die Gattung Orchis verwandschaftlich in drei gut belegbare Gattungen "zerfällt". Diese Ergebnisse werden unter anderem auch durch das Hybridisierungsverhalten der drei neu gegliederten Gattungen unterstützt. So wurde die alte Gattung "Orchis" neu aufgeteilt, nämlich in Orchis (wozu auch die Gattung Aceras gehört), Anacamptis (pyramidalis, morio und palustris), sowie Neotinea, welche die Arten ustulata und tridentata in Bayern betreffen. Aus praktischen Naturschutzgründen und um Verwirrung unter den Mitgliedern des AHO-Bayern zu vermeiden, verbleiben wir jedoch vorerst bei der alten, klassischen Nomenklatur. Einen detaillierten Einblick in die Ergebnisse und Konsequenzen der genetischen Untersuchungen erhalten Sie im "Orchis-Buch" von H. KRETZSCHMAR, W. ECCARIUS & H. DIETRICH |
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