Österreichisches Kohlröschen
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Unterfamilie: Orchidoideae Tribus: Orchideae Subtribus: Orchidinae |
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Blütezeit: M 6 – A 7 | Feichtenalm – 27.06.2009 Habitus Foto: H.C. Alt |
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Im bayerischen Alpenraum kommen zwei „schwarze“ Kohlröserl vor: Das Schwarze (N. rhellicani) und das Österreichische (N. austriaca). Die beiden sind sich im Erscheinungsbild sehr ähnlich, so dass man schon genauer hinschauen muss, um zu entscheiden, was man vor sich hat. |
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Beschreibung: Die Wuchshöhe beider Arten liegt bei 15 (10-20 cm). Die Blüten des Österreichischen Kohlröschens sind jedoch heller und damit röter. Dieser Farbunterschied ist vor allem im direkten Vergleich vor Ort auffällig, während er auf Fotos je nach Belichtung/Blitzeinsatz kaum verwertbar ist. Der Blütenstand ist kürzer als beim Schwarzen Kohlröschen, im Aufblühen flach, aufgeblüht halbkugelig bis kugelig, eher breiter als hoch. Typisch ist der starke Duft nach Schokolade/Vanille. Die Blüten sind etwas größer als bei N. rhellicani; durch die größeren Blüten im kürzeren Blütenstand bekommt der Blütenstand von N. austriaca einen deutlich anderen Aspekt als bei N. rhellicani (siehe Vergleichsfoto). Eine gute Lupe braucht man um die Unterschiede am Rand der unteren Tragblätter zu erkennen: Bei N. rhellicani trägt dieser häufig einen Saum aus 0.05-0.1 mm langen Papillen („Stiftchensaum“), bei N. austriaca ist der Rand glatt oder wellig, höchstens mit einigen sehr kurzen Papillen besetzt. Wie schon TEPPNER und KLEIN bemerken, gelten diese Merkmale leider nicht immer und können nur als zusätzliche Hilfe benutzt werden! Der Stängel dieser eher gedrungenen Nigritella-Art ist kantig, die Laubblätter am Grund rosettig gehäuft, grasartig und nach oben hin stängelbegleitend und tragblattartig werdend. Je weiter sich die Blätter dem Blütenstand nähern, desto stärker ist der bräunlich rote Blattrand ausgeprägt. Im Vergleich zu N. rhellicani besteht eine Tendenz zu mehr stängelbegleitenden Blättern. Das Österreichische Kohlröserl blüht am gleichen Standort ca. 8-10 Tage vor dem Schwarzen, etwa gleichzeitig mit N. rubra. Die Blütezeit ist mit nur etwa einer Woche deutlich kürzer als bei N. rhellicani. Man kann aber durchaus N. austriaca in Vollblüte neben aufblühenden N. rhellicani finden. N. austriaca ist tetraploid (vierfacher Chromosomensatz: 2n = 80) und nicht zu „normaler“ geschlechtlicher Vermehrung fähig; Samen werden auf ungeschlechtlichem Weg (apomiktische Fortpflanzung) gebildet. Dadurch ist die neu entstehende Pflanze ein echter Klon der Mutterpflanze. Eine detaillierte Beschreibung all dieser Merkmale und deren Bewertung findet sich in dem Artikel von Wolfgang Wucherpfennig. |
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Feichtenalm – 27.06.2009 Blütenstand Foto: H.C. Alt |
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Vergleich von N. austriaca mit N. rhellicani, Aufnahme am gleichen Tag unter gleichen Lichtverhältnissen – Lerchkogel/Vorkarwendel – 29.06.2009 Foto: H.C.Alt |
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Etymologie N. austriaca wurde erstmals von Teppner und Klein (1990) als Unterart des Schwarzen Kohlröschens beschrieben und – entsprechend dem Verbreitungsschwerpunkt in den österreichischen Alpen - als N. nigra ssp. austriaca benannt. Die Nominat-Art N. nigra kommt jedoch im Alpenraum nicht vor, so dass die Bezeichnung N. austriaca gebräuchlich wurde. Dies entspricht auch der Gepflogenheit im Standardwerk von Delforge. |
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Feichtenalm – 27.06.2009 Detailaufnahme der Blüten Foto: H.C. Alt |
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Lebensraum |
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Typisches Auftreten von N. austriaca in Gruppen – Feichtenalm – 27.06.2009 Foto: H.C. Alt |
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Verbreitung In den französischen Alpen wird die ähnliche N. austriaca var. gallica gefunden, deren Abgrenzung zu N. austriaca in Diskussion ist, weswegen auch die Vorkommen in der Schweiz hier noch nicht ganz sicher in der Zuordnung sind. |
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Gefährdung |
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Verbreitungskarte im PDF- Format Datenbasis AHO-Bayern und LfU Karte mit Nachweis-Schwerpunkt ab 2021 Datenbasis AHO-Bayern |
- Biotop – Feichtenalm/Chiemgauer Alpen – 27.06.2009 Foto: H.C. Alt |
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- Biotop – Rauhkopf/ Spitzingsee-Gebiet – 11.07.2004 Foto: U. Grabner |
- Habitus – Rauhkopf/ Spitzingsee-Gebiet – 11.07.2004 Foto: U. Grabner |
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- Blütenstand - Rauhkopf, 17.07.1997 Foto: W. Wucherpfennig |
- Blütenstand - Rauhkopf, 04.07.1997 Foto: W. Wucherpfennig |
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- Blütenstand - Rauhkopf, 17.07.1997 Foto: W. Wucherpfennig |
'- Habitus - Rauhkopf, 17.07.1997 Foto: W. Wucherpfennig |
- Blütenstand - Feichtenalm, 01.07.2006 Foto: U. Grabner |
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- Vergleich der Lippengrößen. Links: Nigritella austriaca, Lippen rechts: Nigritella rhellicani - Foto: W. Wucherpfennig |
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- Vergleich der Tragblattränder: jeweils oben Nigritella rhellicani, unten Nigritella austriaca - Aufnahmen: W. Wucherpfennig |
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Nigritella austriaca-Sippen aus den Süd- bzw. West-Alpen |
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N. austriaca, Südtirol, Sella Joch 17.07.2004 Foto: U. Grabner |
N. austriaca, Südtirol, Sella Joch 17.07.2004 Foto: U. Grabner |
N. austriaca var. gallica , Frankreich, Mt. Cenis 01.07.2007 Foto: U. Grabner |
N. austriaca var. gallica , Frankreich, Mt. Cenis 01.07.2007 Foto: U. Grabner |
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Biotop von N. austriaca, Südtirol, Sella Joch 17.07.2004 Foto: U. Grabner |
Biotop von N. austriaca var. gallica , Frankreich, Mt. Cenis 01.07.2007 Foto: U. Grabner |
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Hans Christian Alt | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Literatur BRÜTSCH J. P. J. (2000): GRIEBL N. (2009): KRETZSCHMAR H. (2008): PRESSER H. (2002): WUCHERPFENNIG W. (1999): |
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