Großes Zweiblatt
Listera (Neottia) ovata
(L.) R. BROWN


Unterfamilie: Epidendrioideae
Tribus: Neottieae
Subtribus: -
Blütezeit: E 5 - A 7
Beschreibung
Das Große Zweiblatt kann bis über 50, in seltenen Fällen gar bis zu 70 cm Wuchshöhe erreichen.
Ihren Namen verdankt die eher unauffällige Orchidee den beiden großen, breit eiförmigen und mit deutlich sichtbaren Längsnerven versehenen Blättern, die im unteren Viertel des Stängels gegenständig platziert sind. In seltenen Fällen können auch Pflanzen mit mehr als 2 Blättern auftreten.
Oberhalb des Blattpaares ist der schlanke Stängel drüsig behaart.
Der allseitswendige, recht vielblütige Blütenstand nimmt meist mehr als die halbe Wuchshöhe ein und ist locker mit gelblich-grünen bis satt-grün gefärbten, spornlosen Blüten besetzt.
Die Sepala bilden mit den Petala einen lockeren Helm, die Lippe ist an ihrem Ende tief in zwei stumpfe Zipfel geteilt.
An der Lippenbasis befindet sich ein kleines nektarbildendes Grübchen.
Der dort produzierte Nektar läuft einem kleinen, glänzenden Rinnsal gleich die mittlerer Längsachse der Lippe hinab und lockt somit Bestäuber an. Der ungleichmäßige Fruchtansatz weist auf Insektenbestäubung hin.
Landsberg am Lech - 01.05.2007 - auch Ameisen naschen gern vom süßen Nektar auf der Lippe -
Foto: U. Grabner

Verwechslung:
Kaum möglich.
Das wesentlich seltenere Kleine Zweiblatt Listera cordata ist in allen Teilen viel kleiner und besitzt eher dreieckige Blättchen.
Waldhyazinthen besitzen weiße bis grünlich weiße Blüten mit schmalen ungeteilten Lippen und einem langen Sporn.

Lebensraum
Bei dieser Orchidee können die Lebensräume sehr vielfältig sein, da sie nicht an Kalk gebunden ist, sondern sogar bis zu einem gewissen Grad recht tolerant gegenüber Stickstoff ist.
So finden man sie z.B. an Gebüschrändern, lichten Wäldern, Halbtrockenrasen, manchmal gar in Parkanlagen.
Sie ist sehr anpassungsfähig und bevorzugt halbschattige, wechselfeuchte Standorte.
In den Alpen kann sie in Höhen bis zu 1900 m noch zu finden sein.

- Eine Blattwespe Dolerus nitens als Bestäuber - Wolfratshausen 08.06.2008
Foto: Katja Grabner
Verbreitung
Über die europäischen Grenzen hinaus ist das Zweiblatt weit verbreitet. So kommt es bis Zentralsibirien und den Westhimalaya im Osten vor. Sie besiedelt vornehmlich die gemäßigteren Breiten, so dass sie im Mittelmeerraum nur selten zu finden ist.
Verbreitung in Bayern / Gefährdung
Listera ovata zählt zu den am häufigsten vorkommenden Arten in Bayern und ist aktuell nicht gefährdet

Verbreitungskarte im PDF- Format
Datenbasis AHO-Bayern und LfU

Karte mit Nachweis-Schwerpunkt ab 2021
Datenbasis AHO-Bayern
Uwe Grabner
- Habitus voll ausgetriebener Pflanzen; die beiden Laubblätter befinden sich im unteren Viertel der Pflanze - Kreuth, 01.06.2005
Foto: U. Grabner
Literatur
  • AHO-Bayern e.V. (2005) Orchideen in Bayern

  • KATTARI, S.G. (2004) DIE ORCHIDEE 55 (6); [030-031], 2004
    Orchideen zwischen Chiemsee und Kaisergebirge

  • KRETZSCHMAR, H. Die Orchideen Deutschlands und angrenzender Länder (2008)

  • PRESSER, H. (2000) Die Orchideen Mitteleuropas und der Alpen. Variabilität, Biotope, Gefährdung. -2. völlig überarb. und erw. Aufl., Landsberg / Lech: 264-265

  • WOLF, C. (2000) Ber. Arbeitskr. Heim. Orchid. Beih. 5: 45-73; 2000 Jubiläumsschrift der 25-Jahr-Feier des AHO Bayern e.V.
    Lebensräume der Orchideen in den Waldgebieten Bayerns
- Habitus eines frisch ausgetriebenen Exemplares, die Blätter sitzen noch tütenförmig am Stängelgrund - Landsberg / Lech 01.05.2007
Foto: U. Grabner
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