Sumpf-Ständelwurz
Epipactis palustris
(L.) CRANTZ (1769)


Unterfamilie: Epidendrioideae
Tribus: Neottieae
Subtribus: -
Blütezeit: E 6 - A 8
Die Sumpf-Ständelwurz, auch Weiße Sumpfwurz genannt, ist als Feuchtwiesenbewohner im Alpenvorland noch weit verbreitet und tritt oft in großer Stückzahl auf, nördlich der Donau gehört sie aber zu den seltenen und gefährdeten einheimischen Orchideen - mit der Trockenlegung der Feuchtflächen verlor sie dort ihren typischen Lebensraum. Ihre farbenprächtigen Blüten können durchaus neben denen tropischer Orchideen bestehen. Reicher Samenansatz deutet auf lebhaften Insektenbesuch hin.

Beschreibung

Die bis 50 cm hohe Pflanze wächst aus einem kriechenden Rhizom. Der Stängel ist unten kahl, im oberen Teil flaumig behaart. Er trägt im unteren Drittel graugrüne, aufrechtstehende, lanzettliche Blätter. Der Blütenstand ist locker, fast einseitswendig. Die großen Blüten hängen nach unten. Die Lippe ist deutlich zweigeteilt. Der hintere Teil, das Hypochil, enthält in seiner napfartigen Vertiefung Nektar, der durch einen tiefen Einschnitt getrennte, bewegliche vordere Teil, das Epichil, ist mit zwei gelb gefärbten Längsleisten versehen und dient als Landeplatz für anfliegende Insekten (Bienen, Wespen). - Die Blütezeit liegt zwischen Ende Juni und Anfang August.

Starnberg, 02.07.2009
Foto: U. Grabner

Verwechslung:
Sie ist schon allein durch ihre prächtigen Blüten und den charakteristischen Blütenstand unverwechselbar.
Sie variiert kaum. Hier und da treten manchmal etwas hellerblütige Exemplare auf, bei denen die Rotfärbung reduziert ist oder teilweise ganz fehlt.

Starnberg, 02.07.2009
Foto: U. Grabner
Starnberg, 07.07.2009
Foto: U. Grabner
Starnberg, 02.07.2009
Als Bestäuber fungieren eine Vielzahl von Insekten, wie zum Beispiel Bienen und Hummeln.
Der Fruchtansatz ist in der Regel sehr gut
Angelockt werden die Insekten durch den Nektar im hinteren Teil der Lippe.
Fotos: U. Grabner
Starnberg, 02.07.2009
Foto: U. Grabner

Lebensraum

Die Sumpf-Ständelwurz besiedelt Quell- und Flachmoore, nasse Streuwiesen und feuchte Dünensenken, aber auch Kalkschotterböden und Kiefernwälder, vorwiegend im Überschwemmungsbereich der Alpenflüsse.

Rosenheim, 28.06.2009 - nasse Streuwiesen sind einer der bevorzugten Lebensräume -
Fotos: U. Grabner
Wolfratshausen, 29.07.2004 - Blüte in der Seitenansicht - gut erkennbar die tiefe Teilung zwischen Hinter- und Vorderlippe
Foto: U. Grabner
Wolfratshausen, 09.07.2009 - in den lichten Kiefernwäldern der Flußauen ist die Sumpf-Ständelwurz auch zu Hause. In diesen Biotopen kann sie teilweise auch auf bemerkenswert trockenen Untergründen vorkommen.
Foto: U. Grabner
© AHO-Bayern e.V.
Verbreitung
Das Verbreitungsareal dieser Art erstreckt sich von Zentralsibirien und dem Iran über West-Rußland und Vorderasien bis nach Mitteleuropa, Süd-Skandinavien und in das nördliche Mittelmeergebiet.

Verbreitung in Bayern / Gefährdung
In Bayern ist sie im Alpenvorland, den Flußtälern der Alpenflüsse sowie im Donautal stellenweise noch häufig, in Nordbayern und Unterfranken nur ganz zerstreut zu finden. Die Höhengrenze liegt bei 1260 m.

Wegen ihrer örtlichen Seltenheit wird sie in Bayern als gefährdete Art in der Roten Liste geführt und steht wie alle Orchideen unter Schutz. Gefährdet ist sie vor allem durch das Zuwachsen ihrer Standorte (Brache, Verbuschung). - Bitte helfen auch Sie bei der Erhaltung dieser Art in Bayern.

Verbreitungskarte im PDF- Format
Datenbasis AHO-Bayern und LfU

Karte mit Nachweis-Schwerpunkt ab 2021
Datenbasis AHO-Bayern




Allgäu, Vorderhindelang, Schliermoos 31.07.2009 Eine seltene Erscheinung sind atavistische Exemplare, hier eine Pflanze mit labelloiden Petalen
Foto: Dieter Gschwend

Allgäu, Vorderhindelang, Schliermoos 31.07.2009
Foto: Dieter Gschwend

Text:
Peter Müller
Leiter der Geschäftsstelle

Bei gemeinsamem Vorkommen mit der Braunroten Ständelwurz kann es zu Hybriden zwischen beiden Arten kommen. Das passiert allerdings nur extrem selten.
Umso schöner ist dann aber ihr Anblick.
Hybride zwischen Braunroter und Sumpf-Ständelwurz
Foto: U. Grabner
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