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Schmallippige Ständelwurz
Epipactis leptochila (GODFERY) GODFERY (1921)
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Unterfamilie: Epidendrioideae Tribus: Neottieae Subtribus: -
Veröffentlicht in:
Journal of Botany (London) 59: 146 & 147. 1921
Basionym: Epipactis viridiflora var. leptochila GODFERY, J. Bot. (London) 57: 38 (1919)
Lectotypus:
BAUMANN & KÜNKELE (1981: 366) England, Horsley, Surrey, 29.07.1918 leg. M. J. GODFERY (GODFERY 1933: Plate 9, 72).
Synonyme:
Epipactis latifolia subsp. leptochila (GODFERY) E.G. CAMUS (1844)
Epipactis muelleri var. leptochila (GODFERY) P. D. SELL (1997)
Epipactis helleborine var. leptochila (GODFERY) MANSF.
Etymologie:
leptochila = Kunstname; Übersetzung des englischen Namens "Slenderlipped Helleborine", der die Form der Blütenlippe umschreibt und bereits in der Originalbeschreibung geprägt wurde. |
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Blütenstand, 21.07.2009, Stadtsteinach („Frankenwald-Sippe“)
Foto: S. LANG |
Die schmallippige Ständelwurz ist eine noch relativ „junge“ Art in Deutschland. Die ersten Nachweise wurden erst ab 1970 registriert. Bis dahin hatte man die Art nicht von der Breitblättrigen Ständelwurz (Epipactis helleborine) getrennt. Für den Laien sind beide Arten schwer zu unterscheiden. Man muss schon sehr genau hinschauen!
Dennoch sind sowohl die morphologischen als auch die biologischen Unterschiede prägnant. |
Beschreibung
20-70cm hohe Pflanze mit relativ kräftigen, leicht behaarten Stängel und 3-8 eiförmig bis lanzettlich geformten Laubblättern , die waagrecht abstehen oder schlaff herabhängen.
Der Blütenstand ist langgestreckt und locker, die unteren Tragblätter sind sehr lang. Typisch sind die nach unten hängenden blassgrünen Blüten. Die Blütenhüllblätter sind lang und zugespitzt, wobei die Petalen mitunter rötlich überlaufen sein können.
Die Lippe ist zweiteilig. Sehr charakteristisch ist der breit V-förmige Durchgang zwischen Hinter- und Vorderlippe. Die Vorderlippe ist namensgebend und auch der auffälligste Teil der Blüte. Sie ist länger als breit, herzförmig zugespitzt und kann gelegentlich rötlich überlaufen sein.
Im Gegensatz zu Epipactis helleborine stellt Epipactis leptochila eine autogame Art dar. Die Klebdrüse fehlt oder ist nur funktionsunfähig ausgebildet (wichtiges Unterscheidungsmerkmal!). Die Pollen zerfallen deshalb bereits in der ungeöffneten Blüte und gelangen auf die eigenen Narbe, wodurch Selbstbestäubung ausgelöst wird.
In der Frankenalb kann man häufig auch kleistogame Formen beobachten, bei denen sich die Blüten nicht oder nur sehr wenig öffnen. Beobachtungen in den letzten Jahren haben gezeigt, dass Epipactis leptochila und auch Epipactis neglecta in ihrem Blühverhalten stark witterungsabhängig sind. Besonders in trockenen und heißen Sommern kann es vielerorts zum Totalausfall der Blüte kommen oder es überwiegen die kleistogamen Blühformen, die dann eine Unterscheidung zwischen den beiden oben genannten Arten nahezu unmöglich machen.
Die Blütezeit erstreckt sich von Mitte Juli bis Anfang August. Am gleichen Standort blüht sie etwa 10-14 Tage vor der Breitblättrigen Ständelwurz |
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16.07.2009, Spies (Fränkische Schweiz).
Habitus
Foto: F. FRAASS |
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Verwechslung:
Epipactis leptochila ist eine kritische Art. Die Unterscheidung zu anderen grünblütigen Ständelwurzarten kann mitunter schwierig werden.
Relativ problemlos ist die Differenzierung zur Breitblättrigen Ständelwurz (Epipactis helleborine): diese besitzt meist größere Blätter, die Sepalen sind kürzer, die Vorderlippe ist breiter als lang und oft zurückgeschlagen. Dadurch wirkt die Lippe kompakter und gedrungener. Außerdem ist im Regelfall eine funktionsfähige Klebdrüse vorhanden.
Müllers Ständelwurz (Epipactis muelleri) bevorzugt andere Biotope (wärmebegünstigte, lichte Wälder und Waldränder) und blüht etwas früher. Außerdem ist sie bereits im Habitus gut zu unterscheiden, da sie schmale sichelförmige Laubblätter trägt und der Blütenstand gedrungener ist. Der Lippenbau zeigt einen flachen und sehr breiten Durchgang zur Vorderlippe, die meist stumpf ausgeprägt ist und vor allem breiter als lang ist.
Die Abgrenzung zur eng verwandten Übersehenen Ständelwurz (Epipactis neglecta) kann dagegen sehr problematisch sein. Beide Arten sind sich sehr ähnlich! Wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist bei Epipactis neglecta der enge schlüssellochartige Lippendurchgang sowie die schief zurückgekrümmte Vorderlippe. Außerdem ist die Blüte oftmals stärker rötlich gefärbt.
Begünstigt durch die Selbstbestäubung von Epipactis leptochila und Epipactis neglecta treten aber häufig (besonders in der nördlichen Frankenalb) lokale Sippen auf, die Merkmale beider Arten in unterschiedlicher Ausprägung in sich vereinigen, wobei die Übergänge oft fließend sind. Vgl. hierzu Artenporträt Epipactis neglecta. |
Einzelblüte, Burglesau, 25.07.2005 (Nördl.
Frankenalb)
Foto: S. LANG |
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Lebensraum
Die Art ist kalkhold und wächst vorwiegend in schattigen bis halbschattigen Buchen- und Laubmischwäldern mit alten Baumbeständen. Meist werden luftfeuchte und nordseitige Hanglagen bevorzugt. |
Biotop, 26.07.2009; Stadtsteinach
Foto: S. LANG |
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Habitus, 26.07.2009; Stadtsteinach
Foto: U. GRABNER |
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28.07.2002, Zauppenberg (Nördl. Frankenalb).
vollschattig wachsende Pflanzen, die ihre Blüten kaum öffnen.
Foto: L. LANG |
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Einzelblüten, 21.07.2009, Stadtsteinach („Frankenwald-Sippe“)
Foto: S. LANG
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Verbreitung
Die Art ist lückenhaft vor allem in West- und Mitteleuropa verbreitet. Im Norden erstrecken sich ihre Vorkommen bis Dänemark und Nordengland, im Süden von den Pyrenäen bis in die Südalpen, im Osten bis in die Karpaten.In Deutschland beschränken sich ihre Vorkommen hauptsächlich auf die Mittelgebirgsregionen Mittel- und Süddeutschlands. |
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Verbreitungskarte im PDF- Format
Datenbasis AHO-Bayern und LfU
Karte mit Nachweis-Schwerpunkt ab 2021
Datenbasis AHO-Bayern |
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Verbreitung in Bayern
Die Verbreitungsschwerpunkte konzentrieren sich auf die Muschelkalkgebiete Unterfrankens und die steilen Weißjurahänge der Frankenalb. Daneben gibt es einige isolierte Vorkommen im Alpenvorland und im Frankenwald, wo sie erst in 2007 erstmalig nachgewiesen werden konnte.
Aufgrund ihres unscheinbaren Erscheinungsbildes und des schattigen Lebensraumes sind die Kenntnisse über ihre Verbreitung noch nicht hinreichend geklärt. Es ist daher durchaus mit weiteren Fundorten in bisher nicht untersuchten Gebieten zu rechnen.
Gefährdung
Da Epipactis leptochila hohe Ansprüche an ihre Standortfaktoren stellt, ist sie insgesamt relativ selten. Größere Populationen stellen eher die Ausnahme dar.
Durch Kahlschlag und intensive Waldwirtschaft ist sie potentiell gefährdet. |
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Weissensee/ Allgäu 06.07.2003.
Sippe mit rudimentär entwickeltem Viscidium
Foto: U. GRABNER |
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Weissensee/ Allgäu 06.07.2003.
Foto: U. GRABNER |
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16.07.2009, Spies (Fränkische Schweiz).
Blütenstandsausschnitt
Foto: F. FRAASS
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Einzelblüte mit Blick auf das Säulchen, die Pollinien sind bröselig - Selbstbestäubung ist die Folge
26.07.2009;
Stadtsteinach
Foto: U. GRABNER |
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16.07.2009, Spies (Fränkische Schweiz).
Einzelblüte
Foto: F. FRAASS |
Stephan Lang |
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Zurück
© 2018 AHO Bayern e. V.
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