Kurzblättrige Ständelwurz
Epipactis distans
GODFERY 1921



Abb. 1
Einzelblüten, Plech, 06.07.2011
Foto: A. RIECHELMANN
Unterfamilie: Epidendrioideae
Tribus: Neottieae
Subtribus: -
Blütezeit: E 6 - E 7
Synonyme:
Epipactis helleborine subsp. distans (ARVET-TOUVET) ENGEL & QUENTIN 1996
Epipactis helleborine subsp. orbicularis (K. RICHTER) KLEIN 1997

Etymologie:

Das lateinische Adjektiv distans bedeutet „auseinanderstehend“ und bezieht sich auf die Stellung der Stängelblätter. Da diese Art zuerst in Frankreich beschrieben wurde, hatte sie keinen deutschen Namen. Die Erstfinder für Deutschland schlugen Kurzblättrige Ständelwurz vor.


Abb. 2
Habitus, Stöppach, 25.06.2001
Foto: A. RIECHELMANN

Beschreibung:

Kräftige, meist hochwüchsige Pflanze, 30-60 Zentimeter hoch. Stängel dick und steif, im unterer Teil reich beblättert, im oberen Teil flaumig behaart. Untere Laubblätter rundlich bis breit-eiförmig stumpf, steif, Stängel umfassend, gelblichgrün; die oberen lanzettlich, schräg aufwärts gerichtet und in Tragblätter übergehend. Blütenstand sehr lang und reichblütig, fast einseitswendig. Tragblätter schmal lanzettlich, hellgrün, die unteren die Blüten überragend, meist waagerecht abstehend. Blüten groß, weit geöffnet, abstehend. Perigonblätter glockenförmig zusammenneigend. Sepalen eiförmig-lanzettlich, zugespitzt, außen oft rosa, innen blassgrün, das mittlere vornüber geneigt. Petalen kürzer als die Sepalen, grünlich bis hellrosa. Lippe zweigliedrig. Hypochil halbkugelig, innen dunkelbraun bis rötlich, Nektar führend. Epichil dreieckig bis herzförmig, weiß bis rosa mit Kallus und braunrotem bis rötlichem Mittelkiel.
Rostellum funktionstüchtig (allogam).


Abb. 4
stattliche Gruppe, Wolfratshausen, 09.07.2009
Foto: U. GRABNER

Abb. 3
Einzelblüte, Haselbrunn, 02.07.2002
Foto: A. RIECHELMANN

Verwechslungen:

mit Epipactis helleborine, diese Art hat aber einen dünneren Stängel mit längeren und dunkelgrünen Laubblättern, die flach sind, seitlich abstehen und etwa doppelt so lang sind wie die Internodien; der Lippenvorderlappen ist stärker rot gefärbt als die Petalen und ohne dunkle Markierung des Mittelkiels, der Durchgang ist etwas breiter.

mit E. rhodanensis, diese Arthat kleinere, hängende Blüten mit grünlichweißen, schmalen Petalen und meist rot überlaufenem Lippenvorderlappen, Klebdrüse funktionslos.

Abb. 5
Einzelblüten, Plech, 06.07.2011
Foto: A. RIECHELMANN

Lebensräume:

Halbtrockenrasen, lichtere Stellen in trockenen Kiefernwäldern, nur auf Dolomit oder Kalk, gelegentlich an Straßen-, Weg- und Waldrändern.

Im Bereich der Nördlichen Frankenalb findet man Epipactis distans fast ausschließlich auf Dolomitsand-Grasheiden und in Dolomitsand-Kiefernwäldern in unmittelbarer Nähe der Gemeinen Kiefer (Pinus sylvestris) im sonnigen bis halbschattigen, selten auch im schattigen Bereich.

Abb. 6
Biotop (lockerer Kiefernwald mit moosigen Stellen), Plech, 06.07.2011
Foto: A. RIECHELMANN

Abb. 7
Die Mächtigkeit der feinen „Dolomitasche“ lässt kleine Sandentnahmestellen entstehen, Haselbrunn, 02.07.2002 
Foto: A. RIECHELMANN

Verbreitung:

Frankreich, Italien, Österreich, Deutschland, Slowenien, Kroatien, Schweiz, Ungarn, Tschechien und die Slowakei.
(siehe auch hier)

Verbreitung in Bayern:

Bayerische Alpen (Werdenfelser Land), Alpenvorland, Fränkische Alb und Fränkische Schweiz


Abb. 8
Infloreszens, Stöppach, 25.06.2001
Foto: A. RIECHELMANN

Verbreitungskarte im PDF- Format
Datenbasis AHO-Bayern und LfU


Karte mit Nachweis-Schwerpunkt ab 2021
Datenbasis AHO-Bayern

Abb. 9
Ausschnitt Blütenstände, Wolfratshausen, 09.07.2009
Foto: U. GRABNER

Gefährdung:

Im Bereich der Nördlichen Frankenalb sind meist nur kleine, individuenarme  Populationen bekannt, im Verein mit der Seltenheit besteht eine erhebliche Gefährdung. Die Vorkommen benötigen maximalen Schutz, jede Veränderung der Biotope sollte deshalb verhindert werden.


Abb. 10
Habitus, Mittenwald, 05.07.2009
Foto: U. GRABNER

Abb. 11
Einzelblüten, Mittenwald, 05.07.2009
Foto: U. GRABNER

Abb. 12
Einzelblüte, Haselbrunn, 02.07.2002
Foto: A. RIECHELMANN

Abb. 13
Einzelblüte, Haselbrunn, 02.07.2002
Foto: A. RIECHELMANN

Abb. 14
Einzelblüten (rötlich), Schwanenwirtsberg, 25.07.2001
Foto: A. RIECHELMANN

Abb. 15
Einzelblüte, Plech, 06.07.2011
Foto: A. RIECHELMANN

Abb. 16
Einzelblüte, Haselbrunn, 02.07.2002
Foto: A. RIECHELMANN

Abb. 17
Einzelblüte, Haselbrunn, 02.07.2002
Foto: A. RIECHELMANN

Abb. 18
Einzelblüte, Haselbrunn, 02.07.2002
Foto: A. RIECHELMANN

Abb. 19
Einzelblüte (rötlich), Schwanenwirtsberg, 25.07.2001
Foto: A. RIECHELMANN

Abb. 20
Einzelblüte (rötlich), Schwanenwirtsberg, 25.07.2001
Foto: A. RIECHELMANN

Abb. 21
Einzelblüten (grün), Schwanenwirtsberg, 25.07.2001
Foto: A. RIECHELMANN

Abb. 22
Einzelblüten (grün), Schwanenwirtsberg, 25.07.2001
Foto: A. RIECHELMANN

Adolf Riechelmann

Literaturhinweis:

WEIGELT J. & A. RIECHELMANN: Einige Anmerkungen zu Epipactis distans in der Nördlichen Frankenalb .- Ber. AHO 19(1):102-118, Dezember 2002.
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