Thessalische Ständelwurz
Epipactis subclausa
ROBATSCH (1988)


*Epipactis subclausa * ROBATSCH; Linzer biol. Beiträge 20/1: 161-172 (22.2.1988)

Typus:
Griechenland, Thessalien, Olymp oberhalb Litochoro, 1200 m s. m. 28.7.1984

Synonyme:

Epipactis thessala B. & H. BAUMANN, Mitteilungsbl. Arbeitskr. Heim Orch. Baden-Württ. 20 (1): 5 (1988)
Epipactis atrorubens (HOFFMANN) BESSER subsp. subclausa (ROBATSCH) KREUTZ

Etymologie:
subclausa -  Benannt nach den halb geschlossenen Blüten der Art.
thessala - Die fast zeitgleich erfolgte Beschreibung von B. & H. BAUMANN bezieht sich auf Thessalien, das damals bekannte Verbreitungsgebiet der Art.


Abb. 1
Griechenland, Iti, 13.07.2001
Foto: SH




Abb. 2
Griechenland, Olymp, 12.07.2001
Foto: SH





Abb. 3
Griechenland, Pindus, Nereidohori 18.07.01
Foto: EG

Größe und Wuchs :

kleine bis mittelgroße Pflanze, 15-45 cm; öfter Gruppen bildend

Stängel:

dick, steif, aufrecht, teils im oberen Bereich gebogen; rötlich bis purpurviolett, selten grünlich, unterschiedlich stark behaart, besonders im oberen, z.T. auch im unteren Teil kräftig behaart

Blätter:

Niederblätter 2-4, manschettenförmig. Laubblätter 4-6, aufrecht abstehend bis sichelförmig gebogen und rinnig, lang eiförmig bis lanzettlich, stumpf oder zugespitzt, 3-6 cm x 1,5-2 cm, oberseits dunkel blaugrün bis purpurviolett, unterseits grün-silbrig-purpurn mit violetter Nervatur. Hochblätter 1-3, lanzettlich und spitz, 3-4 cm x 0,5 cm

Blütenstand:

dicht, +/- einseitswendig; bis zu 30 Blüten; Spindel meist sehr stark behaart

Fruchtknoten und Stiel:

grün mit violetten Leisten, kurz, schwach bis dicht behaart, Stiel kurz bis lang und aufwärts stehend.

Tragblätter: schmal lanzettlich, die unteren geringfügig länger als die Blüten

Blüten:

klein, halb nickend bis waagerecht abstehend, meist nur halb geöffnet

Bestäubung: allogam

Sepalen:

außen dunkelgrün-violett überlaufen bis braunrot, stark konkav mit kielartigem medianem Nerv, stark behaart, innen dunkelgrün bis leicht rötlich, 5-6 mm lang, 2,5-3 mm breit

Petalen:

außen rötlichgrün bis braunrot, konkav, meist mit medianem Nerv, vor allem an der Basis behaart, innen gelbgrün bis rosa-grün, 4-5 mm lang, 2,5-3 mm breit

Hypochil:

tief, Nektar führend, außen weißlich rosa, innen violett-rosa bis dunkel braunrot, 4 mm breit

Durchgang zwischen Hypo- und Epichil:

eng bis sehr breit

Epichil/Kalli:

queroval mit Aussparung am apikalen Ende, kaum breiter als das Hypochil, Ränder leicht gezähnelt, 2,5-4 x 4 mm, violett-purpur mit hellem Rand, mit zwei krausen Kalli, vorgestreckt bis leicht nach unten weisend, selten auch eingerollt

Gynostemium:

Klinandrium durch eine hohe Mittelleiste geteilt, Viscidium gut entwickelt und  funktionsfähig

Blütezeit:

A7-M8

Variabilität:

wenig variabel.


Verwechslungsmöglichkeit:

Sehr ähnlich ist Epipactis kleinii von der Iberischen Halbinsel. Epipactis subclausa ist insgesamt noch stärker violett, der Blütenstand ist dichter, die Blüten sind etwas größer und weniger weit offen, der Übergang Hypochil – Epichil ist breiter und das Epichil ist noch stumpfer als bei Epipactis kleinii, dabei aber im Verhältnis zum Hypochil meist weniger breit. Einzelne Exemplare besitzen jedoch durchaus die gleiche Ausprägung wie manche Pflanzen von Epipactis kleinii.

Epipactis microphylla unterscheidet sich allein schon durch die wesentlich kürzeren Blätter, aber auch durch ihre meist weißlich-grünen, etwas weiter geöffneten Blüten mit ausgeprägterem Kallus. Auch liegt die Blütezeit deutlich vor der von Epipactis subclausa.

Epipactis atrorubens hat etwas größere, weiter geöffnete Blüten mit ausgeprägterem Kallus. Stängel und Blätter sind gerade in Griechenland oft nicht so intensiv violett überlaufen, Blüten öfter mit stärkerem gelb-grün Ton.

Verbreitung

Gebiet:

Gebirge in Nord-Griechenland westlich der mazedonischen Tiefebene und nach Süden bis zur Peloponnes (Chelmos, Ziria, Menalon-Gebirge), Euböa (Dirfis), bisher endemisch für Griechenland, stellenweise nicht selten und immer wieder anzutreffen, auch im benachbarten Albanien vermutet.

Höhe:

700-1500 m


Stand 2011
Verbreitungsgebiet
Kartenquelle: www.mygeo.info

Abb. 4
Griechenland, Olymp, Litochoro (Loc. typ.), 12.7.2000
Wegböschung im Buchenmischwald auf ca. 1000m. In weiterem Umkreis auch Ep. olympica, Ep. helleborine, Ep. exilis, Neottia nidus-avis und Ceph. damasonium.
Foto: HP
Standort

Boden:

über kalkhaltigem Untergrund

Exposition:

alle Himmelsrichtungen und steile bis flache Biotope

Biotoptyp:

von warmen südseitigen Kiefernwäldern bis zu kühleren nordseitigen Buchenwäldern, gelegentlich auch vollsonnig im reinen Schotter oder in Magerrasen, die Spannweite der Standorte ist damit noch größer als bei Epipactis. atrorubens

Besonderheiten

Epipactis atrorubens schließt in der Höhenverbreitung nach oben an Epipactis subclausa an. In der Übergangszone am Olymp sind Pflanzen zu finden, die Merkmale beider Arten aufweisen. Oberhalb von 1500m findet man nur noch Epipactis atrorubens, während man unterhalb von 1000m nur Epipactis subclausa findet.

Problematik

-


Abb. 5
NW-Griechenland, Grammoz, Aetomelitsa, 03.06.2021

Foto: HP

Abb. 6
NW-Griechenland, Grammoz, Aetomelitsa, 03.06.2021

Foto: HP

Abb. 7
NW-Griechenland, Grammoz, Aetomelitsa, 03.06.2021

Foto: HP

Abb. 8
Griechenland, Vermio, 24.07.2001
Foto: SH

Abb. 9
Griechenland, Olymp, 12.07.2001
Foto: SH

Abb. 10
Griechenland, Olymp, 12.07.2001
Foto: SH

Abb. 11
Griechenland, Olymp, Litochoro (Loc. typ.), 12.7.2000
weniger stark behaartes Exemplar
Foto: HP

Abb. 12
Griechenland, Olymp, Litochoro (Loc. typ.), 12.7.2000
zierliche Pflanze ohne starke Violettfärbung
Foto: HP

Abb. 13
Griechenland, Pindus, Nereidohori 18.07.01
Foto: EG

Abb. 14
Griechenland, Pindus, Nereidohori 18.07.01
Foto: EG

Abb. 15
Griechenland, Peloponnes, Menalon-Gebirge 20.07.01
Gruppe
Foto: EG

Abb. 16
Griechenland, Olymp, Litochoro (Loc. typ.), 12.7.2000
Foto: HP

Abb. 17
Griechenland, Olymp 23.07.01
mittlere Pflanze sehr groß und vielblütig

Foto: EG

Abb. 18
Griechenland, Pindus, Nereidohori 18.07.01
Foto: EG

Abb. 20
Griechenland, Olymp 23.07.01
Blüten und Knospen außen dunkelbraun-rot
Foto: EG

Abb. 19
Griechenland, Olymp, Litochoro (Loc. typ.), 12.7.2000
Foto: HP

Abb. 21
Griechenland, Olymp, Litochoro (Loc. typ.), 12.7.2000
Foto: HP

Abb. 22
Griechenland, Olymp, 19.07.2001
Foto: SH

Abb. 23
Griechenland, Olymp 23.07.01
Epichil senkrecht zum Stängel
Foto: EG

Abb. 24
Griechenland, Olymp, 12.07.2001
Foto: SH

Abb. 25
Griechenland, Peloponnes, Menalon-Gebirge 22.07.01
Foto: EG

Abb. 26
Griechenland, Pindus, Nereidohori 18.07.01
Foto: EG

Abb. 27
Griechenland, Olymp, 19.07.2001
Foto: SH

Abb. 28
Griechenland, Olymp, 19.07.2001
Foto: SH

Abb. 29
Griechenland, Olymp, Litochoro (Loc. typ.), 12.7.2000
Foto: HP

Abb. 30
Griechenland, Olymp, Litochoro (Loc. typ.), 12.7.2000
Foto: HP

Abb. 31
Griechenland, Olymp, Litochoro (Loc. typ.), 12.7.2000
Foto: HP

Abb. 32
Griechenland, Olymp, Litochoro (Loc. typ.), 12.7.2000
Foto: HP

Abb. 33
Griechenland, Olymp, 12.07.2001
Foto: SH

Abb. 34
Griechenland, Olymp, Litochoro (Loc. typ.), 12.7.2000
Foto: HP

Abb. 35
Griechenland, Olymp, Litochoro (Loc. typ.), 12.7.2000
Foto: HP

Abb. 36
Griechenland, Pindus, Nereidohori 18.07.01
Foto: EG

Abb. 37
Griechenland, Olymp, Litochoro (Loc. typ.), 12.7.2000
Foto: HP

Abb. 38
NW-Griechenland, Grammoz, Aetomelitsa, 02.08.2017
Foto: HP

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