Leutes Ständelwurz
Epipactis leutei
ROBATSCH 1989


*Epipactis leutei ROBATSCH in PERKO M. & K. ROBATSCH 1989: Beiträge zur Orchideenflora Kärntens. - Carinthia II 179/99 (2): 659 - 667

Typus:
Holotypus: Österreich, Kärnten, Karawanken, Kleinobir, Nähe Wildensteiner Wasserfall

Synonyme:

Epipactis helleborine (L.) CRANTZ subsp. leutei (ROBATSCH) KREUTZ

Etymologie:
zu Ehren von Dr. Gerfried Horand Leute, Kustus für Botanik am Landesmuseum von Kärnten


Abb. 1
Österreich, Kärnten, Terra typica 25.07.2003
Foto: HP



Abb. 2
Österreich, Kärnten, Terra typica 25.07.2003
Foto: HP





Abb. 3
Österreich, Kärnten, Terra typica 25.07.2003
Foto: HP





Abb. 4
Österreich, Kärnten, Terra typica 26.07.1997
Foto: HP

Größe und Wuchs :

robust; Triebe relativ häufig in Gruppen; Wuchshöhe (20) 30-40 (50) cm

Stängel:

kräftig, teils dick, gelegentlich etwas hin und her gebogen, grün und mäßig behaart, unten rot-violett überlaufen

Blätter:

Niederblätter: 1-2, kurz gespitzt, schuppig, oval, teils etwas rötlich überlaufen,
ca. 2 x 1 cm;
weitere Laubblätter: 2-4, kurz, steif und robust mit kräftigen Hauptnerven, dunkelgrün bis grün (laut Erstbeschreibung gelblich-grün), m.o.w. waagrecht abstehend, manchmal am Rand gewellt, untere Blätter am Ansatz oft auffallend rotviolett überlaufen, oval bis schmal lanzettlich, 5-8 x  2,2-4  cm, kurz bis lang zugespitzt;

Hochblätter: (0 – 1) teils laubblattähnlich, schmal lanzettlich, spitz, ca. 6-7 x 2 cm

Blütenstand:

Ähre mit (10) 20-30 (40) Blüten, häufig m.o.w. einseitswendig; mehr als ein Drittel, aber weniger als die Hälfte des Stängels einnehmend; bei manchen Exemplaren stehen die Blüten zu dritt dicht beieinander, bevor wieder eine deutliche Lücke kommt;

Spindel im Bereich des Blütenstandes kurz, aber deutlich behaart

Fruchtknoten und Stiel:

Stielchen kaum behaart; grün, an der Basis deutlich violett;

Fruchtknoten grün, fast kahl, glänzend, länglich mit kräftigen Wülsten

Tragblätter: schmal lanzettlich, lang zugespitzt, die unteren meist auffallend groß (bis 6 x 1 cm), schwer von den Hochblättern zu unterscheiden, dann kürzer werdend, die oberen etwa so lang wie der Fruchtknoten; m.o.w. waagrecht abstehend

Blüten:

mittelgroß bis groß, meist weit geöffnet, waagrecht abstehend bis leicht hängend,  (schmutzig) grünlich mit zartrosa bis bräunlich roter Lippe;

Bestäubung: allogam

Sepalen:

schmal, 12 x 4,5-5 mm, oberseits stark gekielt und grün, bräunlich überlaufen, innen grün bis schmutzig grün

Petalen:

10 x 4 mm, oft ein wenig heller bzw. rötlicher als die Sepalen

Hypochil:

fast oval, außen schmutzig grün bis weißlich rosa; innen bräunlich rot bis rötlich, Nektar führend

Durchgang zwischen Hypo- und Epichil:

schmal U-förmig bis sehr eng; „Kragen“ breit

Epichil/Kalli:

Epichil: herzförmig, zugespitzt, etwas länger als breit, gestreckt bis nach unten zurück geschlagen; grün bis rosa; ca. 5,5 x 5 mm;

Kalli: 2 teils kräftig ausgebildete Seitenkalli, 1 schwacher, schmaler Mittelkallus; häufig deutlich rosa gefärbt

Gynostemium:

kurz, Anthere kurz gestielt; Klinandrium gut entwickelt;
Viscidium deutlich ausgebildet und auch bei Trockenheit voll funktionsfähig;
Narbe m.o.w. rechteckig, unten zipfelig ausgezogen, mit deutlicher Höhlung;
Pollinien lange kompakt;

Pollenschüssel mit starker Mittelleiste

Blütezeit:

eher spät, im Biotop blüht Ep. muelleri ab, wenn Ep. leutei aufblüht, Ep. microphylla ist verblüht;
(A) M7 – A8 (M8)



Variabilität:

Von Epipactis leutei sind nur wenige Pflanzen bekannt. Dementsprechend gering ist die Variabilität. Deutlich variabel sind die Größe und Form der Laubblätter, sowie deren Färbung. Auch die Farbe der Blüten kann variieren.


Verwechslungsmöglichkeit:

Extreme Exemplare von Ep. helleborine können auf den ersten Blick ähnlich aussehen, auch deren Hybride mit Ep. purpurata ähnelt Ep. leutei. Allen ist jedoch gemeinsam, dass in der Regel das Epichil breiter als lang und nicht umgekehrt ist. Auch der Durchgang zum Hypochil ist normalerweise breiter.

Ähnlich ist auch Ep. neglecta, die aber (wie die übrige leptochila-Verwandtschaft) weniger bzw. kein Violett im Stängelbereich und den Blütenstielchen aufweist, meist ein noch längeres Epichil besitzt und häufig kein oder nur ein schnell eintrocknendes Viscidium hat.

Verbreitung

Gebiet:

Die Sippe ist bisher sicher nur aus einen kleinen Gebiet in Südkärnten / Österreich bekannt (Nordseite des Kleinobir), Meldungen aus Slowenien (Triglav-Nationalpark) und Kroatien haben sich bisher nicht bestätigt. Ein Vorkommen dort liegt aber durchaus im Bereich des Möglichen, entsprechende Biotope wären reichlich vorhanden.

Höhe:

800 – 900 m


Stand 2013
Verbreitungsgebiet
Kartenquelle: www.mygeo.info
Standort

Boden:

basisch, kalkhaltig, wasserdurchlässig, steinig – humusreich;

Exposition:

am steilen bis leichten Nordhang

Biotoptyp:

Die Art ist bisher nur aus unterwuchsarmen bzw. unterwuchsfreien Buchenbereichen mit hoher Luftfeuchtigkeit bekannt (Fagetum nudum). Auffallend ist hier das relativ häufige Vorkommen von Epipogium aphyllum und Ep. microphylla. Hier und da sind auch Tannen mit eingestreut.

Besonderheiten:

Gruppenbildung ist bei dieser Sippe auffallend häufig. Sterile Exemplare sind uns nicht bekannt. Bei gemeinsamem Vorkommen mit Ep. helleborine scheinen Bastarde bzw. Übergangsformen häufig zu sein.Die Sippe ist von kartierenden Botanikern auf den ersten Blick nicht leicht zu erkennen, besonders, wenn man sie selbst noch nicht gesehen hat. Deshalb sind durchaus Funde weiterer Vorkommen in anderen Gebieten mit ursprünglichen Wäldern zu erwarten.
Problematik:

Bisher ist die Sippe nur aus einem sehr kleinen Bereich mit nur wenigen Exemplaren bekannt und scheint sehr spezielle Standortansprüche zu haben. Sie ist also extrem durch Waldwirtschaft, aber eventuell auch durch Windwurf und Schneebruch bedroht.

Abb. 5
Österreich, Kärnten, Terra typica 25.07.2003
Foto: HP

Abb. 6
Österreich, Kärnten, Terra typica 26.07.1997
Foto: HP

Abb. 7
Österreich, Kärnten, Terra typica 30.07.2006
Foto: UG

Abb. 8
Österreich, Kärnten, Abtei, Terra typica 30.07.2006
Foto: UG

Abb. 9
Österreich, Kärnten, Terra typica 30.07.2006
Foto: UG

Abb. 10
Österreich, Kärnten, Terra typica 26.07.1997
Foto: HP

Abb. 11
Österreich, Kärnten, Terra typica 26.07.1997
zusammen mit Epipactis microphylla
Foto: HP

Abb. 12
Österreich, Kärnten, Terra typica ????
Foto: EG

Abb. 13
Österreich, Kärnten, Terra typica 30.07.2006
Foto: UG

Abb. 14
Österreich, Kärnten, Terra typica 26.07.1997
chlorophyllfreie Pflanze
Foto: HP

Abb. 15
Österreich, Kärnten, Terra typica 30.07.2006
Foto: UG

Abb. 16
Österreich, Kärnten, Terra typica 25.07.2003
Foto: HP

Abb. 17
Österreich, Kärnten, Terra typica 30.07.2006
Stängelbasis ist stark violett gefärbt
Foto: UG

Abb. 18
Österreich, Kärnten, Terra typica 25.07.2003
Foto: HP

Abb. 19
Österreich, Kärnten, Terra typica 30.07.2006
Foto: UG

Abb. 20
Österreich, Kärnten, Terra typica 06.08.1996
Foto: EG

Abb. 21
Österreich, Kärnten, Terra typica 25.07.2003
Foto: HP

Abb. 22
Österreich, Kärnten, Terra typica, 06.08.1996
Foto: EG

Abb. 23
Österreich, Kärnten, Terra typica 25.07.2003
Foto: HP

Abb. 24
Österreich, Kärnten, Abtei, Terra typica 30.07.2006
Foto: UG

Abb. 25
Österreich, Kärnten, Terra typica 25.07.2003
Foto: HP

Abb. 26
Österreich, Kärnten, Terra typica 25.07.2003
Foto: HP

Abb. 27
Österreich, Kärnten, Terra typica, 06.08.1996
Foto: EG

Abb. 28
Österreich, Kärnten, Abtei, Terra typica 30.07.2006
Foto: UG

Abb. 29
Österreich, Kärnten, Terra typica 26.07.1997
Chlorophyllfreies Exemplar
Foto: HP

Abb. 30
Österreich, Kärnten, Terra typica 25.07.2003
Foto: HP

Abb. 31
Österreich, Kärnten, Terra typica 26.07.1997
Foto: HP

Abb. 32
Österreich, Kärnten, Terra typica 25.07.2003
Foto: HP

Abb. 33
Österreich, Kärnten, Terra typica 26.07.1997
Foto: HP

Abb. 34
Österreich, Kärnten, Terra typica, 06.08.1996
Foto: EG

Abb. 35
Österreich, Kärnten, Terra typica 30.07.2006
Foto: UG

Abb. 36
Österreich, Kärnten, Terra typica 25.07.2003
Foto: HP

Abb. 37
Österreich, Kärnten, Terra typica 25.07.2003
Foto: HP

Abb. 38
Österreich, Kärnten, Terra typica ????
Foto: UG

Abb. 39
Österreich, Kärnten, Terra typica 25.07.2003
Foto: HP

Abb. 40
Österreich, Kärnten, Terra typica 25.07.2003
Foto: HP

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